Glawischnig-Erbe

Lothar Lockl gab Grünen bereits einen Korb

Österreich
18.05.2017 12:35

Mit dem Rückzug Eva Glawischnigs von der Parteispitze der Grünen beginnt unweigerlich der Machtpoker um die Nachfolge. Einige Namen wurden bereits in den vergangenen Monaten immer wieder genannt, wenn es um einen Führungswechsel ging. Wer letzten Endes das Rennen machen wird, könnte sich rasch entscheiden - Ex-Wahlkampfmanager Lothar Lockl sagte nach Informationen von krone.at allerdings bereits ab. Interimistisch übernehmen ab sofort jedenfalls die beiden bisherigen Glawischnig-Stellvertreter Werner Kogler und Ingrid Felipe gemeinsam die Aufgaben als Bundessprecher.

Die aussichtsreichste Kandidatin für die Nachfolge Glawischnigs dürfte die stellvertretende Bundesparteivorsitzende und Chefin der Tiroler Grünen, Ingrid Felipe, sein. Felipe genießt besonders bei der Nachwuchsfraktion der Grünen hohes Ansehen. Die 38-Jährige stammt aus Hall in Tirol und ist seit 2013 zweite Landeshauptmannstellvertreterin des Bundeslandes. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck und engagiert sich seit 2005 bei den Grünen. 2016 wurde sie zur Stellvertreterin Glawischnigs gewählt und folgte damit Maria Vassilakou nach, die zuvor von diesem Amt zurückgetreten war.

Auf Facebook postete Felipe am Donnerstag, man habe "eine Reihe geeigneter NachfolgerInnen". Sie verwies auf den am Freitag stattfindenden Bundesvorstand der Grünen. "Wir werden gemeinsam entscheiden, wer am geeignetsten ist, im Herbst ein starkes Gegenstück zu den nach rechts driftenden Parteien zu sein", so die 38-Jährige, die auch stellvertretende Bundessprecherin ist. An "Spekulationen und Gerüchten" würden sich die Tiroler Grünen nicht beteiligen, hieß es in einer Aussendung der Landespartei.

Ein weiterer Name, der oft genannt wird, ist Lothar Lockl. Als Wahlkampfleiter trug er wesentlich zum Einzug Alexander Van der Bellens in die Hofburg bei. Aktuell steht er dem Bundespräsidenten als externer Berater zur Seite. Der 49-Jährige war zuvor bei Global 2000 tätig und wechselte 1999 zu den Grünen in die Politik. Dort machte er sich als Kampagnenleiter, Kommunikationschef und ab Herbst 2006 als Bundesparteisekretär einen Namen. Da der Wiener aber seit 2009 eine Beratungsagentur betreibt, gilt es als unwahrscheinlich, dass er den Parteivorsitz der Grünen übernehmen will.

Lockl habe allerdings bereits abgewunken, berichten Insider gegenüber krone.at - auch aus Rücksicht auf seine Ehefrau Claudia Reiterer, die das ORF-Diskussionsformat "Im Zentrum" moderiert. Lockl stehe zudem für grundlegende Reformen in der Partei, zu denen man offenbar noch nicht bereit sei, heißt es.

Auch Ulrike Lunacek könnte Eva Glawischnig an der Parteispitze nachfolgen. Die Delegationsleiterin der österreichischen Grünen im Europaparlament ist seit Jahren eine fixe Größe in der Partei. Die 59-jährige Niederösterreicherin war Spitzenkandidatin der österreichischen Grünen für die Europawahl im Jahr 2014 und erzielte dort mit 14,52 Prozent das beste jemals bundesweit erreichte Wahlergebnis der Grünen. Zudem ist die studierte Dolmetscherin für Englisch und Spanisch eine der Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments. Ob sie ihr Engagement in Straßburg zugunsten der Bundespartei aufgibt, ist allerdings eher fragwürdig.

Auf Nachfrage hielt sich Lunacek am Donnerstag bedeckt: "Ich habe großen Respekt für das, was sie über die ganzen Jahre geleistet hat. Sie war die erfolgreichste Parteichefin, die wir je hatten. Vielen Dank an Eva Glawischnig dafür. Es ehrt mich, dass ich in der Nachfolgefrage genannt werde." Lunacek sagte, sie persönlich arbeite gerne auf europäischer Ebene. "Unter den Grünen gibt es mehrere hervorragende Persönlichkeiten, die diese Funktion übernehmen können. Wir werden das demokratisch entscheiden, anders als andere Parteien, anders als zum Beispiel die ÖVP."

Die Salzburger Grünen-Chefin Astrid Rössler wird ebenfalls als Kandidatin gehandelt. Die 58-Jährige ist seit 2013 erste Landeshauptmannstellvertreterin in Salzburg. Unter der Führung der studierten Juristin erzielten die Grünen nach einem von dem Salzburger Spekulationsskandal geprägten Wahlkampf mit 20,18 Prozent der Stimmen und sieben Mandaten ihr bisher beste Ergebnis auf Landesebene.

Der Wiener Grünen-Chefin Maria Vassilakou werden bestenfalls Außenseiterchancen eingeräumt. Die 48-Jährige bekleidet seit 2010 das Amt der Vizebürgermeisterin und musste zuletzt einigen parteiinternen Widerstand hinnehmen, was die Neugestaltung des Wiener Heumarktareals anging. Die gebürtige Griechin folgte 2008 Madeleine Petrovic als zweite stellvertretende Bundessprecherin der Grünen, zog sich jedoch 2016 aus diesem Amt zurück.

Bundesvorstand tagt am Freitag in Salzburg
Schon am Freitag tritt der Erweiterte Bundesvorstand (EBV), das zweithöchste Gremium der Grünen, in Salzburg zusammen. Dabei wird der Termin des Bundeskongresses festgelegt, bei dem eine Nachfolge gewählt wird.

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