Abseits der Touristenpfade: Spaziergang durch Wien

Reisen & Urlaub
22.08.2017 11:02

Deutschmeisterhaus, Synagoge, Schokokönig, Ruprechtskirche - samt der resoluten Frau Hildegard. Begleiten Sie uns auf einem stimmigen Spaziergang durch die Altstadt - auch abseits einiger Touristenpfade.

Wien, Schwedenplatz. Gabriela, unsere Fremdenführerin, wartet bereits. Gleich geht’s los. Über die schmale Seitenstettengasse wandern wir hinauf zur Hauptsynagoge von Wien. Als einziger Stadttempel blieb sie während der Pogromnacht des 9./10. Novembers 1938 verschont. Wegen der zu engen Verbauung. "Die Gefahr, dass das Feuer auf andere Häuser übergreifen würde, war einfach zu groß - und auch dem Pöbel bewusst", weiß Gabriela, die nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch, Portugiesisch, Französisch, Italienisch und Hebräisch Gäste durch Wien führt. Unser Trüppchen gelangt gleich einmal einige Schritte weiter zur Ruprechtskirche, die als älteste von Wien gilt.

Ruprechtskirche
Der Legende nach wurde sie bereits 740 gegründet. Sie ist dem hl. Rupert, dem Schutzheiligen der Salzschiffer, gewidmet. Wieder gehen wir auf Zeitreise: Salz war im Mittelalter eine wichtige Ware, wurde zur Ruprechtskirche mit Booten gebracht, da das Wasser der Donau damals bis hoch hinauf zu den Pforten reichte. Reger Handel wurde betrieben, das weiße Gold vom Salzamt verwaltet. Namen wie Salzgries, Salz- oder Salztorgasse zeugen noch heute davon.

Ankeruhr
Die Kirche selbst überzeugt durch absolute Schlichtheit. Durch die alten Scheiben fällt geheimnisvolles Licht. Angenehme Stille. Dann kommt Frau Hildegard. Seit mehr als 22 Jahren betreut sie ehrenamtlich das Gotteshaus. Achtet darauf, dass Handys ja ausgeschaltet bleiben - Touristen gebührlich bekleidet sind und sich benehmen. Besonders am Herzen liegen ihr die kleinen Besucher aus Wien, denn so ihr Credo: "Kinder sollen die Kleinode ihrer Stadt kennenlernen." Kleinode wie etwa die Ankeruhr am Hohen Markt, die als herausragendes Werk des Jugendstils gilt. Ihre zwölf Kupferfiguren stellen berühmte Persönlichkeiten der heimischen Geschichte dar.

Zeit für eine Naschpause
Einen Steinwurf hinter der Peterskirche entfernt hält der Schokokönig Hof. Chocolatier Wolfgang Leschanz hat sich hier in dem exquisiten Laden, der bereits 1844 erstmals eröffnet wurde, einen Lebenstraum erfüllt: das schönste Schokoladengeschäft von Wien zu führen. Was absolut gelungen ist. Auch für nicht Nicht-Naschkatzen ein Muss!

Bei Mozart
Nächstes Ziel unseres Wien-Spazierganges ist das Deutschordenshaus an der Singerstraße. Hier hat kein Geringerer als Wolfgang Amadeus Mozart 1781 gewohnt. Allerdings nur wenige Wochen. Wurde er doch nach heftigen Unstimmigkeiten von Karl Graf Arco mit einem Fußtritt in den "Allerwärtesten" höchst unsanft "hinausgebeten". Wir werden aber hineingebeten in das Falkensteiner Hotel Margareten. Architekt Matteo Thun punktet hier mit einem Mix aus Biedermeier und Moderne.

Wir checken ein - in dem etwas merkwürdigen Gefühl - als Wiener in einem Hotel in Wien zu übernachten. Aber es zahlt sich aus. Von der Dachterrasse aus - wo sich auch der großzügige SPA-Bereich befindet - genießt man einen traumhaften Blick bis hin zum Stephansdom. Und einen fast schon kitschigen Sonnenuntergang.

Dann geht's hinunter in den kühlen Innenhof, wo Küchenchef Marcel Neumann und sein Team mit Gerichten wie "Alt Wiener Fiakergulasch mit Pommes pont Neuf", "Kross gebratene Pulpo mit Pesto und hausgemachter Pasta" den Abend kulinarisch perfekt ausklingen lassen.

In des Kaisers Gärten
Am zweiten Tag führt die Tour hinaus nach Schönbrunn. Bei Kaiserwetter wandern wir durch den Kronprinzengarten. Gehen noch einmal auf Zeitreise. Zu Zeiten der Habsburger spielten hier deren Kinder. Verkleideten sich als Indianer und Ritter. Exotische Strohhütten boten ebenso wie Lianen und dichte Hecken Platz für allerlei Abenteuer. Ein Pavillon bot Schutz bei Wetter-Kapriolen.

Und genau dieses historisch anmutende Gebäude ist Ziel unseres letzten Spazierganges - die "Jausenstation" im Schlosspark. Ein luftiger Pavillon, der im Stile der 50er-Jahre revitalisiert wurde. Hier darf im Freien Frühstück vom Feinsten genossen werden. Bauerngeselchtes, Schnittlauchbrot, Eierspeis mit aromatischen Kräutern, Bio-Joghurt, frisches Obst - dazu knuspriges Gebäck im Körberl. Wir genießen den Sommermorgen - untermalt von unzähligen Vogelstimmen - und so manches höchst zutrauliche Eichhörnchen huscht - wie bereits in Kindheitstagen - über kieselstein-knirschende Parkwegen.

Ingrid Altermann, Kronen Zeitung

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