Gemütlich entspannt

Fischland-Darß-Zingst: Strandkorb statt Liege

Reisen & Urlaub
05.06.2017 08:30

Auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst an der Ostsee geht es noch entspannt und gemütlich zu. Sonnenanbeter zieht es hier genauso hin wie Kulturliebende.

Die Luft schmeckt salzig hier am "Ende der Welt", wie die Ahrenshooper gerne ihren beschaulichen Ort heute noch nennen. Damals, vor 125 Jahren, als es 1892 den Maler Paul Müller-Kaempff in das einsame Fischerdorf zog und er den Grundstein für eine Künstlerkolonie legte, gab es nicht einmal eine Straße, die zum Dorf führte. Die Leute waren arm, Kühe liefen zwischen den kleinen Häusern umher.

Einstein und Brecht waren hier zu Gast
Auch Albert Einstein zog es in die Einsamkeit, genauso wie Johannes R. Becher, Bertolt Brecht oder Gerhart Hauptmann. Kühe gibt es zwar heute noch genauso wie die Häuser mit ihren Schilfrohrdächern - die reetgedeckten Katen, wie es hier so schön heißt. Straßen, die einen in das ehemalige Fischerdorf Ahrenshoop bringen, gibt es aber längst. Und einsam ist man hier höchstens im Winter. Es zieht nicht nur Künstler, sondern auch Sonnenanbeter in das Ostseebad im hohen Norden. Mittlerweile kommen auch immerhin jährlich 80.000 Gäste aus Österreich in die Ostseeregion Mecklenburg-Vorpommern, wie Ulrike Frauscher von der Deutschen Zentrale für Tourismus erzählt. In nicht einmal 1,5 Stunden ist man von Wien aus in der Hansestadt Rostock mit dem Seebad Warnemünde, unserem Ausgangspunkt.

Seebad Ahrenshoop
680 Einwohner, zwei Kunsthäuser, sechs Galerien hat Ahrenshoop. Einer davon, Bürgermeister Hans Götze, wird nicht müde, von "seinem" Dorf auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst zu schwärmen. Das übrigens zwei Ostseeheilbäder, vier Ostseebäder und drei Erholungsorte beheimatet und zu großen Teilen aus dem Nationalpark "Vorpommersche Boddenlandschaft" besteht. Neben feinsandigen Stränden und einer nahezu unberührten Naturlandschaft findet man auch ein sehr gut ausgebautes Rad- und Wanderwegenetz.

Das helle Leuchten unter dem Himmel
"Die Künstler, die einst bei uns ihre Zelte aufschlugen, liebten die raue Natur, die Fischer mit ihren Segelbooten und das bodenständige Essen, das die Einheimischen ihnen kochten", erzählt Götze, der fast 20 Jahre als Schiffsfunker zur See fuhr, sich dann selber in die Küstenlandschaft verliebte und als Maler in Ahrenshoop niederließ. Vor allem das eigentümlich helle Leuchten unter dem weiten Himmel hatte es den Künstlern angetan. Und die Ungezwungenheit des Lebens zwischen Meer und Bodden, den Lagunen. Ebenso wie die vielfältige Natur: Es gab und gibt Steil- und Flachküste, Wald und Wiesen, Bodden und Meer liegen dicht beieinander. "In unserer Region trifft die Ungestümtheit des weiten Meeres auf die Gelassenheit des Boddens. Wir bemühen uns, die Natur in dieser Form zu erhalten", sagt Götze.

Das salzhaltige, sauerstoffreiche Wasser in der Ostsee sorgt so für gesundheitsfördernde Eigenschaften. Insgesamt circa 60 Kilometer lange feinsandige Ostseestrände lassen keine Wünsche offen - egal, ob mit oder ohne Badehose. Textilfreies Schwimmen und Sonnenbaden hält sich problemlos die Waage. Schließlich gab es in Ahrenshoop den ersten FKK-Strand in der DDR, an dem sich Ost- und Westdeutsche trafen. Ostseeliebhaber schreckt auch die erfrischende Wassertemperatur von etwa 14 Grad um diese Jahreszeit keineswegs ab.

Partys sucht man hier vergebens
Trotz der vielen Besucher in den Sommermonaten hat sich das Künstlerdorf sein beschauliches Flair erhalten - auch dank vorausschauender Bauordnung. Laute Partys, Golf- und Hubschrauberlandeplatz sucht man vergebens. Der Schwerpunkt liegt in der Region in der Kunst. Aber die Künstlerkolonie ist weit mehr als willkommene Marketing-Dekoration. Das erste Atelier von Müller-Kaempff im Dorf steht heute noch - es ist die blaue Kunstkate im Zentrum des Seebades. Das kulturelle Angebot, das nicht nur zur Hauptsaison geboten wird, ist groß. Erst recht, wenn man heuer das 125-Jahr-Jubiläum feiert. Es gibt ein Jazzfest, Literaturtage, Filmtage und vieles mehr. Die Gäste kommen, nicht nur um die Kunst zu bestaunen, sondern auch, um an einem der Kunstkurse teilzunehmen. Auch noch immer viele prominente Besucher finden sich gerne auf einen kurzen Erholungsurlaub ein.

Eine Zeesbootfahrt
"Privat ist privat, hier nervt keiner", so Götze. So konnte auch Angela Merkel ungestört durch das Kunstmuseum Ahrenshoop schlendern. Ob sie auch eine Zeesbootfahrt gemacht hat, wissen wir zwar nicht, aber wenn nicht, dann hat sie etwas versäumt. Vor allem, wenn man Fischer Andreas Schönthiér, der im Hafen Althagen auch ein Räucherhaus betreibt, als Kapitän hat. Er ist noch einer der 15 übrig gebliebenen Fischer hier. Den Lebensunterhalt mit der Fischerei alleine zu bestreiten ist auch für ihn nicht mehr möglich. Aber er hat sowieso mehrere Standbeine. Eines davon sind die Zeesbooten-Touren auf den traditionellen alten Fischerbooten. Mit einem der wenigen für diese Art des Fischens noch zugelassenen Boote, der "Sannert", schippert er uns den Bodden entlang. "Urlaub brauch ich keinen, ich habe hier alles, was ich will."

"horizonte zingst"
Im Ostseeheilbad Zingst widmet man sich seit Jahren der Fotografie. Den Höhepunkt bildet jährlich Deutschlands größtes Umweltfotofestival an der Ostsee, "horizonte zingst". Selbst am Strand sind große Bilder ausgestellt, und dazwischen werden eifrig Sandburgen von Kindern gebaut, während die Eltern der Open-Air-Band lauschen. Daher bekommen wir auch von Thomas Sievert, Vorstandsvorsitzender des Tourismusverbandes, eine Kamera ausgehändigt, um am Olympus Fotokunstpfad selber auf den Auslöser zu drücken.

Diana Krulei, Kronen Zeitung

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