Unterwegs in Sachsen

In Sachsen: Gottes Werk und Luthers Beitrag

Reisen & Urlaub
07.07.2017 10:43

Vor 500 Jahren schlug Martin Luther seine 95 Thesen an das Tor der Wittenberger Schlosskirche. Das wird in Sachsen gebührend gefeiert und macht Lust, sich auf Luthers Spuren zu begeben ...

"Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt." Ein Satz, der den Mönch Martin Luther 1517 in Rage brachte, ihn - so sagt es die Legende - zum Hammer greifen und 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Schlosskirche zu Wittenberg schlagen ließ. Der Beginn der Reformation, einer weltweiten Bewegung, die vor allem in Deutschland Spuren hinterließ - bis heute, wie ein Lokalaugenschein in Leipzig, Torgau, Eisleben und Wittenberg, um nur einige von weit über 30 Lutherstätten zu nennen, zeigt.

Leipzig
Die Reformation prägte nicht nur die Kirche, sondern auch Kultur, Wissenschaft und Sprache, wie man gleich zu Beginn in Leipzig erfahren kann. Durch das Grimmaische Tor betrat Luther 1519 die Stadt, die damals vor allem vom Handel lebte. Von den vier Stadttoren ist nichts zu sehen, vieles wurde - auch im Zweiten Weltkrieg und zu Zeiten der DDR - zerstört.

Der Wiederaufbau in den letzten Jahren zeigt jetzt aber eine liebenswerte, sehr moderne Stadt, die sich ihrer historischen Wurzeln durchaus bewusst ist. Die Nikolai-Kirche, das größte Gotteshaus in Leipzig, die Thomas-Kirche, wohin die Gebeine Johann Sebastian Bachs überführt wurden und das Stadtmuseum, wo man auch mit Luther und seinen Widersachern via Bildschirm "sprechen" kann, sind Pflichtbesuche. Natürlich muss man auch auf Goethes Spuren wandeln und sich ein Bierchen in Auerbachs Keller gönnen. Ein Wirtshausbesuch, den der große Dichter in seinem "Faust I" in einer Szene verewigt hat.

Aber Leipzig kann nicht nur mit Geschichte und Musik punkten, die Studentenstadt hat ein reges Nachtleben (im Barfußgässchen reiht sich ein Lokal neben das andere) und kann mit hübschen Geschäften und eleganten Flaniermeilen (Mädler Passage) aufwarten.

Eisleben
Geboren wurde Luther am 10. Oktober 1483 in Eisleben, rund eine Stunde von Leipzig entfernt, wo sich auch sein Sterbehaus befindet. Rund 250 Exponate erzählen von der Herkunft des Reformators und räumen auch mit einigen Mythen auf, die Luther selbst in die Welt setzte. Allzu gern betonte er, dass er aus bäuerlich-armen Verhältnissen stamme. In Wirklichkeit waren seine Eltern Besitzer einer Kupfermine und gebildete Leute. Emotionaler Höhepunkt in Eisleben sind das Sterbezimmer und die Schlafkammer mit historischer Ausstattung und dem originalen Bahrtuch, das auf Luthers Sarg lag.

In der Petrikirche, wo Luther getauft wurde, befindet sich neben Originalteilen seines Taufbeckens auch ein ganz modernes, das in den Fußboden eingelassen ist und in das man mit dem ganzen Körper eintauchen kann. Auch der Ort seiner letzten Predigt, die der Kirchenmann in der Andreaskirche hielt, ist einen Besuch wert. Mitten darin musste er nach einem Schwächeanfall abbrechen und versprach, am nächsten Sonntag fortzusetzen. Es sollte nicht mehr dazu kommen.

Torgau
Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine Frau, und Luther hätte nicht so viel erreicht ohne seine Ehefrau Katharina von Bora, von ihm liebevoll "Herr Käthe" genannt. Mehr über diese mutige (sie floh mit 24 aus dem Kloster) und für ihre Zeit emanzipierte Frau erfährt man in Torgau, wo sie in der St. Marienkirche ihre letzte Ruhestätte fand. Der Besuch der Gedenkstätte für Katharina gibt nicht nur einen guten Einblick in das Leben der sechsfachen Mutter, sondern auch in die Lebensweise der damaligen Zeit. Die Kirche bei Schloss Hartenfels war die erste nach Luthers Vorstellung, nämlich rund um die Kanzel, um Gottes Wort in den Mittelpunkt zu stellen. Eine Kuriosität gibt es hier: Im Schlossgraben tummeln sich drei Bären.

Wittenberg
Wittenberg darf auf einer Luther-Tour natürlich nicht fehlen. Weniger das Tor mit den 95 Thesen lockt die Besucher jährlich rund um den 13. Juni an als vielmehr das Fest, bei dem die Wittenberger in aufwendigen Kostümen die Hochzeit von Martin Luther und Katharina von Bora nachstellen.

Susanne Heinrich, Kronen Zeitung

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