Eine Kanutour

Mecklenburg-Vorpommern: Stille Wasser geben Kraft!

Reisen & Urlaub
18.05.2017 10:21

Ruhig, unspektakulär und unendlich erholsam: Das sind Urlaubstage an Seen und Fjorden von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.

"Scheinbar schwerelos paddeln Sie durch endlose Weiten, schweben Auge in Auge mit vielen tierischen Weggefährten kurz über der Wasseroberfläche über funkelnde Seen, auf denen die Wellen den Takt vorgeben": Diese poetische Programmankündigung einer Kanutour ließ uns bei der Ankunft in Berlin ironisch lächeln. Kaum zu glauben, dass nur eine Autostunde von der Drei-Millionen-Einwohner-Stadt eine fast unberührte Seen- und Waldlandschaft auf uns wartete.

Im "Haus der 1000 Seen"
Doch bald schon ging es durch uralte Alleen, Dörfer mit liebevoll restaurierten Backstein- und Fachwerkhäusern und Kleinstadt-Juwelen wie die ehemalige herzogliche Residenzstadt Neustrelitz oder das Seebad Waren an der Müritz: eine pittoreske Altstadt samt Markt, Cafés, Kunstgewerbegeschäften und erstaunlich vielfältigen guten Restaurants. Dazu das Müritzeum, "Haus der 1000 Seen", ein Multimedia-Naturerlebniszentrum mit atemberaubenden Einblicken in die reiche Tier- und Pflanzenwelt, unter die Wasseroberfläche und aus der Vogelperspektive, ins Moor und in die Eiszeit.

Müritz
Die Wirklichkeit überzeugt aber noch mehr: Bei der Einführung in die Kanutechnik wollen wir eigentlich nur eine kurze Probefahrt und schnell zum Bootsverleih zurück. Dann aber gleiten wir "schwerelos" über die Müritz, den größten deutschen Binnensee. Nicht wirklich im Takt und nicht schnell, aber das macht nichts: Die Ruhe rundum ist ansteckend, wir hören die vielen Wasservögel rundum, schauen ins Schilf, auf die Wiesen und kleinen Auwälder, kommen allmählich in unseren eigenen Rhythmus, vermeiden Zusammenstöße mit den wenigen anderen Booten, die unseren Weg kreuzen - und sind schon an der Bolter Schleuse angelangt. Längst nicht so müde, wie befürchtet, aber hungrig, und dankbar für die angebotenen Fischspezialitäten: gebraten, geräuchert, sauer eingelegt, einfach köstlich! Der Rückweg in der Abenddämmerung - im norddeutschen Sommer ist sie spät und lang - macht uns vollends zu Kanu-Fans.

Arnis is Schleswig-Holstein
Zum Wasserwandern sind Mecklenburgs weit verzweigte stille Gewässer ideal geeignet: nicht spektakulär, aber gerade deshalb unendlich erholsam, genau wie Spaziergänge in den riesigen, lichten, ebenen Wäldern und Radtouren durch fast unberührte Natur. Mit dem Rad gelangt man sogar gut bis ins benachbarte Schleswig-Holstein, und abseits der schönen, aber touristisch sehr erschlossenen Ostseeküste gibt es dort noch altmodische Idyllen. Zum Beispiel an der Schlei, dem mit 40 Kilometern längsten deutschen Ostseefjord. Dort ist das Segeln noch gemütlich, die Orte ebenfalls - besonders die Bilderbuch-Ministadt Arnis. Auch hier will man einfach nur sitzen, aufs Wasser schauen, fein essen, frischen Fisch oder Stachelbeerkuchen mit Baiserhaube wie von der Uroma. Alles ist ruhig hier, und das tut sehr, sehr gut.

Ein Stückchen dieser Ruhe lässt sich mit nach Hause nehmen, nicht nur in der Seele. Ex-Journalist Kristian sammelt nämlich seit drei Jahren an den Schlei-Stränden Seegras und füllt damit Kissen und Matratzen. Ein solches Gras-Polster passt sich Form und Bewegung an, sein leises Rascheln weckt Erinnerungen. Die innere Ruhe folgt automatisch - und der Gedanke, dass bald wieder eine Kanutour auf stillem Wasser fällig wäre ...

Brigitte Egger, Kronen Zeitung

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