Hoch oben

Winterlicher Adrenalinkick in Heiligenblut

Reisen & Urlaub
02.01.2017 10:30

Im Angesicht des majestätischen Großglockners lockt Heiligenblut mit wild verschneiten Hängen in einer großen Freeride-Arena sowie Wasserfällen zum Eisklettern.
Ein winterlicher Adrenalin-Kick.

Bergführer haben ein eigenes Zeitverständnis - wenn andere noch müde dreinschauen und die Augen kaum aufbekommen, sind sie schon putzmunter und drängen zur Fahrt auf den Gipfel. Wenn die Sonntags-Skifahrer noch an ihrer Ausrüstung zupfen, sich in die widerspenstigen Skischuhe quälen, mit dem Lawinenrucksack kämpfen und das Lawinenpiepserl umständlich irgendwo im Anorak verstauen, scharrt der Bergführer schon in den Startlöchern.

Doch spätestens wenn die Gondel aus der Wolkendecke schwebt, die Sonne das imposante Bergpanorama in ein strahlendes Licht taucht und der feine unberührte Pulverschnee vor uns liegt, wissen wir, dass unser Bergführer Stefan recht gehabt hat. "Der frühe Vogel fängt den Wurm", das gilt definitiv auch fürs Freeriden.

Und Heiligenblut ist ein wahres Paradies für alle, die sich abseits der präparierten Pisten ins Tal stürzen wollen. Eine eigene Freeride-Arena mit sieben Sektoren sowie vier gesicherte und gekennzeichnete Skirouten lassen das Herz jedes Tiefschneefahrers höherschlagen.

"Alles klar?", erkundigt sich Stefan noch - und los geht’s. Vorsichtig zuerst, und dann recht schnell schwitzend. Es ist ganz schön anstrengend, die ersten Schwünge des Jahres gleich in den knietiefen Schnee zu ziehen. Aber die Leichtigkeit kehrt rasch zurück, ein glückliches Grinsen breitet sich auf dem Gesicht aus - es wird den ganzen Tag nicht mehr weggehen.

Gondelbahn fährt durch Wasserstollen
Wir erreichen den höchsten Punkt des gesamten Skigebiets im Sektor der Fleissalm. Schon die Anfahrt hierhin ist nicht gerade alltäglich. Eine bereits etwas in die Jahre gekommene Gondelbahn - elf Kabinen zusammengehängt und an einer Schiene geführt - fährt durch einen alten Wasserstollen. Von der Gjaidtroghöhe auf 2989 Metern gibt es dann zahlreiche Möglichkeiten, den Berg hinabzucarven, zu Beginn sehr steil, dann auch etwas sanfter.

Stefan zieht wunderschöne, regelmäßige Spuren in den Schnee. Wir versuchen es ihm gleichzumachen - und stellen dann fest, dass man den Vergleich manchmal auch bleiben lassen sollte. Aber egal, das Grinsen im Gesicht ist da und sorgt für ein absolutes Hochgefühl. Auch wenn die Oberschenkel schön langsam brennen und schmerzen und nach einer Pause verlangen. Diese genehmigen wir uns dann auf der anderen Seite des Skigebiets, auf dem Schareck auf 2600 Meter Höhe. Rundherum geht es noch viel höher hinauf, majestätisch thront der Großglockner über der gesamten Region.

Das spektakuläre Freeriden ist aber nicht der einzige Adrenalin-Kick, den Bergführer Stefan Rieger für uns vorgesehen hat. Es geht zum Eisklettern! Klingt aufregend und kalt. Ist es auch - allerdings so aufregend, dass man die Kälte schnell vergisst.

Klettern im Wasserfall
Die Steigeisen werden angelegt, der Profi erklärt den Umgang mit den Eisgeräten - spezielle kurze Pickel zum Klettern in Wasserfällen. 20 Meter geht es in die Höhe, vorsichtig und mit einer gehörigen Portion Respekt vor der gewaltigen Wand tasten wir uns heran. Zuerst waagrecht, nur rund 30 Zentimeter über dem Boden. Jetzt also in die Höhe. Es geht erstaunlich gut voran. Was wirklich faszinierend ist: Es ist gar nicht notwendig, das Eisgerät mit voller Wucht in das Eis zu schlagen, eine lockere Bewegung mit angewinkeltem Ellbogen reicht vollkommen. Die Spitze hält fest und sicher im Gefrorenen. Natürlich hat Stefan das bei der Einschulung mehrfach erwähnt, aber der gelernte Skeptiker lässt sich doch erst mit eigener Erfahrung überzeugen.

"Weiter, weiter, jetzt ein bisschen nach links", spornt Stefan von unten an. Nur nicht umdrehen, denn dann ist rasch klar, wie hoch man schon geklettert ist, und man erinnert sich daran, dass man nicht schwindelfrei ist. Es geht wirklich zügig voran, das Ende des Wasserfalls rückt immer näher. Doch dann ist es so weit, die Oberarme können einfach nicht mehr, die letzten Kraftreserven sind aufgebraucht. Ein kurzer Ruf nach unten - "es geht jetzt wirklich nicht mehr" - und sich ins Seil fallen lassen. Uns ist sofort klar: Das müssen wir unbedingt wiederholen. Aber nicht gleich, jetzt braucht der Körper einmal Erholung.

INFO
Tourismusinfo:www.gross-glockner.at, www.heiligenblut.atDas Skigebiet hat auch ein spezielles Angebot für Familien: Für Kinder unter zehn Jahren gibt es - beim gleichzeitigen Kauf einer Elternkarte - den Skipass um drei Euro pro Tag. Weitere Angebote: 12 Kilometer Loipen, Rodeln, Eislaufen, Schneeschuhwandern, Winterwandern.
Hoteltipp: 4-Sterne-Panorama-Hotel Lärchenhof: Gemütliches Hotel mit Großglockner-Blick, in der Nähe der Gondelbahn. www.hotellaerchenhof.at
Berg- und Skiführer: Stefan Rieger, www.stefan-rieger.at

Doris Vettermann, Kronen Zeitung

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