Verkehr

Limit bremst die Busse aus

Salzburg
19.09.2017 20:23

Jetzt liegt die Wahrheit auf dem Tisch: Statt einer Abschaffung des Öffi-Sommerfahrplans bastelt die Salzburg AG sogar an einer Verschärfung! Der Grund: Seit 1999 gibt es eine Vereinbarung, wonach eine bestimmte jährliche Kilometerleistung nicht überschritten werden darf - der Takt wird neuen Linien geopfert!

Dafür dürfte wohl kaum ein Öffi-Nutzer noch Verständnis aufbringen können. Der Grund, warum der Sommerfahrplan noch immer nicht abgeschafft worden ist, hängt mit einer uralten Vereinbarung zwischen der Salzburg AG und der Stadt zusammen. Seit 1999 nämlich gibt es eine fixe Obergrenze für Kilometer, welche die O-Busse pro Jahr zurücklegen dürfen - muss das Netz aber ausgebaut werden, wird daher einfach anderenorts eingespart.

Am leichtesten geht das natürlich über eine Ausdünnung des Takts - notfalls wurden sogar Verbindungen wieder gestrichen.

Situation im Sommer wird sich verschärfen
Exakt 6.160.971 Kilometer ist die Strecke, die die Busse in der Summe seit bald einem Vierteljahrhundert pro Jahr nur fahren dürfen - seither hat sich aber städtebaulich einiges getan in Salzburg: Die Bevölkerungszahl hat zugenommen und weitere Linien mussten ins Leben gerufen werden, um neue Siedlungen zu erschließen. Beispiele: die Linie 1 zum Europark und zur Messe (2003), die Linie 2 nach Obergnigl (2005), die Verlängerung der Linie 3 nach Itzling und der Linie 10 nach Sam (2009) oder die Linie 12 vom Europark über Schallmoos in die Alpenstraße (2012). Daneben wurden spezielle Fahrten für Nachtschwärmer zu später Stunde neu eingerichtet. Um dieses Plus an Kilometer zu kompensieren, wird daher gezielt die Taktung im Sommer ausgedünnt.

Aufgedeckt haben diesen Irrsinn jetzt die NEOS. Sie wollten per Anfrage wissen, warum die Busse trotz anders lautender Ankündigung auch heuer wieder im Sommerfahrplan verkehren - inklusive Wartezeiten von bis zu 30 Minuten. Als Antwort hat ihnen Bürgermeister Heinz Schaden einen Brief der Salzburg AG beigelegt, der beweist, dass dort seit Jahren im Sommer gezielt gespart wird, um im Hauptverkehr die Leistung erhöhen zu können.

Zwar könnte die Stadt das 1999 vertraglich vereinbarte Kilometerkontingent überschreiten - aber das würde auf Dauer richtig viel Geld kosten. "Im Jahr 2017 brauchen wir keinen Angebotsstand von 1999", ärgert sich der pinke Verkehrssprecher Lukas Rößlhuber. Denn es muss vor diesem Hintergrund damit gerechnet werden, dass das Angebot im Sommer in Zukunft sogar noch stärker zurückgefahren wird.

Hans Peter Hasenöhrl, Kronen Zeitung

Kommentar: Die Lähmung im O-Bus-Netz
In den letzten Tagen seiner Amtszeit hat der Bürgermeister den bisher der Bevölkerung völlig unbekannten Vertrag über das Salzburger O-Bus-Netz veröffentlicht: Seit dem Jahr 1999 wird der leistungsstarke Öffi-Verkehr in der Stadt geknebelt. Eine neue Linie - pompös und feierlich und mit Musik eröffnet - und die schwitzenden Fahrgäste im heißen Sommer müssen noch länger warten. Das ist die Wahrheit.

Es geht um das Geld. Wie fast immer im Leben. In Goethes Welt-Drama machen Doktor Faust und der teuflische Mephisto dem in Finanznöten geratenen Kaiser ein Angebot, das Anwerfen der Notenpresse: "Es fehlt an Geld, nun gut, so schaff es an . . ."

Bei der Salzburg AG gab es keine Finanznöte: 1998 kam es zu einer Beteiligung der "Salzburger Nachrichten" an der Tech-Consult und 2009 errichtete die inzwischen entstandene "Conova" ihr Rechenzentrum. Zahlreiche Firmen lassen hier arbeiten, es gibt sehr gute Gewinne. Wen kümmern da die Menschen, die auf den O-Bus angewiesen sind? Ein 18 Jahre alter Vertrag zwischen Salzburg AG und Stadt bremst den O-Bus aus. Es wird eine wesentliche Aufgabe des neuen Bürgermeisters sein, diesen Knebel-Vertrag zu zerreißen . . .

Hans Peter Hasenöhrl

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