Brutalo-Spektakel

Wahnsinn! Dieses Finale ist zu hart fürs Fernsehen

Sport
03.07.2017 11:41

Es ist eine Mischung aus Fußball, Rugby und Boxen. Der Calcio Storico ist der härteste Sport der Welt. Sogar so hart, dass sich das Fernsehen weigerte, das Finale am Samstag zu übertragen.

So versuchte der Veranstalter auch in diesem Jahr wieder, eine Liveübertragung auf dem öffentlichen Fernsehsender Rai zu organisieren. Klappte aber nicht. Grund: Zu brutal für das Nachmittagsprogramm (Anpfiff ist um 17 Uhr). Nur die Hälfte der Spieler übersteht das Match, das jährlich in Florenz stattfindet, überhaupt. Am vergangenen Samstag war es wieder so weit. Am 24. Juni, dem Geburtstag von Johannes dem Täufer, des Schutzpatrons von Florenz, fand das Finale des Calcio Storico, des "historischen Fußballs", statt. Das wohl brutalste Endspiel der Welt. Und die Florentiner lieben es.

Historische Rahmenbedingungen
Das Spiel hat Tradition in der Hauptstadt der Toskana. Die vier am Spiel teilnehmenden Mannschaften stehen für die vier historischen Stadtvierteln. Dabei hat jedes Viertel seine eigene Farbe. Blau für Santa Croce, Rot für Santa Maria Novella, Grün für San Giovanni und Weiss für Santo Spirito.

In jeder Mannschaft spielen 27 Florentiner. Gespielt wird, historisch, auf Sand. Ein Spiel dauert 50 Minuten - ohne Unterbrechung. Außer: Die Sanitäter tragen einen Verletzten vom Platz, was, überraschender Weise, keine Seltenheit ist.

Ziel ist es, einen Ball ins Netz der gegnerischen Mannschaft zu befördern. Gelingt das, gibt es einen Punkt. Fliegt der Ball drüber, erhält der Gegner jedoch einen halben Punkt. 2014 musste das Finale vom Bürgermeister abgesagt werden, nachdem das Semifinale ekalierte. Seither ist jedes Team verpflichtet, vorab eine Teilnehmerliste zu schicken. Vorbestraften und Kleinkriminellen wurde die Erlaubnis entzogen.

Erlaubt ist (fast) alles
Um zu verhindern, dass das gegnerische Team punktet ist den Florentinern jedes Mittel Recht. Es wird geschlagen, getreten, Ringer-Griffe angewandt, das ganze Repertoire also. Aber: Zu zweit auf einen Gegner einzuschlagen ist verboten. Ebenso Tritte gegen den Kopf und Angriffe von hinten. Auf Grund solcher Regeln ist es nicht verwunderlich, dass rund die Hälfte der Calcianti, so werden die Teilnehmer genannt, das Finale nicht zu Ende spielen können.

Trotzdem, der Sport erfreut sich wachsender Beliebtheit, auch außerhalb von Florenz. Fühlt sich nun jemand dazu berufen, am Calcio Storico teilzunehmen, so einfach ist das nicht. Auch nach 500 Jahren gilt das Motto: "Florence first". So dürfen pro Team nur zwei Calcianti teilnehmen, die keine gebürtigen Florentiner sind oder zumindest in Florenz wohnen. Auch bei den Tickets werden Bewohner der Toskana-Hauptstadt bevorzugt. Der Ticketverkauf erfolgt erst in Florenz und für Florentiner, dann, drei Tage später, online.

Gewonnen haben das Finale heuer die Favoriten aus Santo Spirito. Mit 6 zu 5,5 gegen Santa Maria. Wer nun aber dachte, die Sieger erhalten einen Pokal, der irrt sich. Nach alter Tradition gibt es ein unschuldiges Kalb.

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(Bild: KMM)



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