"Krone"-Interview

Halle Berry: “Ich habe mich oft allein gefühlt”

Adabei
25.09.2017 06:01

Zum "Krone"-Talk in London hatte Halle Berry schon ihren Neuen, Musikproduzent Alex da Kid, im Schlepptau. Immerhin war es der Premierenabend ihres Kinofilms "Kingsman - The Golden Circle". Über den 15 Jahre Jüngeren wollte Halle aber dennoch nicht sprechen.

Eigentlich sollte ich ihr böse sein. Als wir uns zum Interview in London treffen, enthält Halle Berry mir vor, dass es einen neuen Mann in ihrem Leben gibt. Er heißt Alex da Kid und ist erfolgreicher Musikproduzent. Sie hat ihn zur Premiere ihres neuen Films "Kingsman - The Golden Circle" mitgebracht.

Alex, mit bürgerlichem Name Alexander Grant, sitzt praktisch nebenan, als wir uns unterhalten. Sagt sie etwas davon? Nein. Stattdessen lässt sie es erst anschließend per Instagram-Botschaft mit seinem Bild und den Worten "My Balance" (auf deutsch "Mein Gleichgewicht") heraus. Dabei habe ich ihr beim Start unseres Gesprächs mit einem Kompliment die beste Gelegenheit gegeben, ihre Liebe zu einem 16 Jahre jüngeren Mann zu outen.

"Krone": Sie sind 51 und sehen aus wie 15.
Halle Berry (protestiert): Sie sollten mal Ihre Brille prüfen lassen.

Also gut, dann 16. Wie halten Sie sich jung?
Ich trinke jeden Abend ein Glas Wein - das hilft (lacht). Ich denke, ich habe von meinen Eltern sehr gute Gene mitbekommen und lebe sehr gesund. Ich habe niemals Drogen oder Alkohol missbraucht und habe nie geraucht. Für mich als Diabetikerin war es seit meiner Kindheit wichtig, dass ich mich körperlich fit halte. Und dass ich richtige esse. Somit ist das eine sehr positiv Nebenwirkung meiner Krankheit.

Können Sie selbst glauben, dass Sie in den 50ern sind?
Es ist noch immer schwer für mich zu begreifen. Ich fühle mich überhaupt nicht so. Ich weiß allerdings, dass ich heute viel weiser, viel geduldiger und viel selbstsicherer bin. Es macht mir nichts aus, in einen Raum zu treten, wo ich die Älteste bin (lacht).

Im Film werden sie auf unsexy gestylt. Ohne Erfolg, versteht sich.
So stellt man sich wohl eine Frau vor, die eine Menge von Technologie versteht.

Tun Sie's im wahren Leben?
Da hat mich noch nie jemand mit einem Computer-Nerd verwechselt (lacht). Aber ich versuche, irgendwie mit der fortschreitenden Technik mitzuhalten. Ich habe zwei Kinder und wenn ich das nicht tue, kann ich nicht mehr Teil ihrer Welt sein. Ich will mit ihnen kommunizieren. Was unmöglich ist, wenn sie mir Lichtjahre voraus sind mit Chatten, Texten und so.

Lernen Sie von Ihren Kids?
Und ob! Wenn ich etwas wissen will, frage ich als Erstes meine Tochter Nahla. Sie ist neun! Ich habe das Gefühl, Kinder haben heutzutage schon kurz nach der Geburt mehr Verständnis von Technologie als ihre Eltern.

Sie sind Weltstar, Oscargewinnerin und seit Jahrzehnten top in Hollywood. Gab es auch mal Karriereknicks?
Als farbige Frau hat man es in puncto Karriere immer schwer. Besonders am Anfang war es so. Ich habe mich oft allein gefühlt und musste mir meine eigenen Nischen suchen. Heute ist das nicht mehr so krass, aber immer noch nicht leicht. Ich will hier nicht rumjammern. Ich bin seit 25 Jahren dabei und für mich ist das Glas halb voll und nicht halb leer.

Fühlen Sie, dass Sie anderen schwarzen Frauen den Weg geebnet haben?
Ich glaube, ich habe meinen Teil dazu beigetragen. Natürlich kamen andere schon vor mir, wie Diana Ross oder Lena Horne.

Wenn man berühmt ist, wird viel über einen geschrieben. Was ist das Schlimmste, das Sie über sich gelesen haben?
Dass ich verrückt bin (lacht). Nur weil ich nicht verheiratet bin oder ich keinen Mann halten kann, ist doch nicht etwas daneben bei mir im Kopf. Ich bin genauso wie viele andere Menschen, die mit Beziehungen scheitern. Ich bin ehrlich mit mir selbst und gestehe mir ein, wenn ich unglücklich mit einem Partner bin. Ich ziehe lieber einen Schlussstrich, als dass ich 20 Jahre mit jemanden zusammenbleibe, der mich in Depressionen treibt. Ich finde das nicht crazy!

Sie haben zwei Kinder, drei Filme dieses Jahr in den Kinos und setzen sich für ein halbes Dutzend Wohltätigkeitsorganisationen ein - wie kriegen Sie das alles unter einen Hut?
Man tut einfach, was man tun muss. Ich nehme mir für das Zeit, was grade am wichtigsten ist. Bis ich 40 war, stand die Schauspielerei an erster Stelle. Doch in den letzten zehn Jahren hatten Mutterrolle und Privatleben oberste Priorität. Deshalb hab ich meine Karriere für einige Zeit auf Eis gelegt. Umso mehr freue ich mich jetzt, dass ich wieder die Gelegenheit habe, vor der Kamera zu stehen und mich für gute Zwecke einzusetzen. Ich habe gelernt, die richtige Balance zu finden.

Nehmen Sie Ihre Kinder mit zum Set?
Ja, aber sie sind nicht durchgehend da. Nahla hat ja Schule und Maceo wird jetzt vier Jahre alt und ist im Kindergarten. Wenn sie frei haben, sind sie bei mir, sonst haben ihre Väter sie. Wir finden es wichtig, dass sie Zeit mit beiden Elternteilen verbringen - ohne dass sie zu menschlichen Jojos werden. Nahla ist inzwischen in einem Alter, wo sie ihr eigenes Leben mit ihren Freunden hat und wir uns auch nach ihren Wünschen richten.

Wenn Sie zurückblicken auf Ihre Anfangszeit in Hollywood, was hat sich für Sie am meisten verändert?
Wie ich Erfolg für mich definiere. Als ich jünger war, hieß Erfolg für mich, eine Karriere zu haben und gut davon leben zu können. Das hat mich erfüllt und begeistert. Heute messe ich Erfolg daran, wie gut ich als Mutter bin. Es ist das das A und O fuer mich. Wenn meine Kinder eines Tages erwachsen sind und sagen: "Wow Mama, du warst eine großartige Mutter, weil du uns gelehrt hast, unabhängig, gütig, liebevoll und frei zu sein", dann schätze ich mich glücklich. Für mich gibt es nichts Wichtigeres, als sie zu diesem Punkt zu führen.

Selbst wenn Sie dafür Ihre eigenen Bedürfnisse hintanstellen müssen?
Das tun Mütter nun einmal.

Interview: Dierk Sindermann

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(Bild: kmm)



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