Mit sich im Reinen

Buchmann: “Man will einen Fehler nicht verzeihen”

Österreich
19.04.2017 07:21

Da sitzt keiner, der geknickt ist, verbittert, oder enttäuscht. Christian Buchmann ist einer, der mit sich im Reinen ist: "Ich hab das immer gerne gemacht, natürlich mischt sich da auch ein bissl Traurigkeit hinein. Ich hab vor 17 Jahren einen Fehler gemacht, ja, dazu stehe ich." Aber er habe sich nie über den Titel definiert, nie Vorteile daraus geschöpft. Und auch über die "Jagdgesellschaft", die ihn letztendlich zur Strecke gebracht hat, beschwert sich der geschasste Landesrat nicht.

"Krone": Was hat Sie nach so viel Standfestigkeit und Kampfeslust in den vergangenen Tagen und Wochen zu diesem doch überraschenden Schritt bewogen?
Christian Buchmann: Ich habe über die Osterfeiertage nach einer Reflexion der vergangenen Tage zur Kenntnis nehmen müssen, dass das, was ich vor 17 Jahren geschrieben habe, offenkundig mehr zählt als das, was ich aktuell leiste oder was an Ideen für die Zukunft vorhanden ist. Daher war es eine logische Konsequenz, aus dem Amt zu scheiden.

Mit wem haben Sie sich beraten, oder war es letztlich Ihre alleinige Entscheidung?
Ich habe ein finales Gespräch mit dem Landeshauptmann geführt.

Was für viele unverständlich ist: Noch vor wenigen Tagen hat die ÖVP den Rütli-Schwur geleistet - und jetzt ist alles plötzlich ganz anders. Wie kam es dazu?
Ich glaube, es trifft ganz gut, was der vermeintliche Plagiatsjäger Stefan Weber in einem Interview mit einer Salzburger Tageszeitung gesagt hat: Er meinte, er wäre in Fällen wie jenem Buchmanns nur Teil einer Gesamtstrategie und einer konzertierten Aktion, und da war die Aberkennung eines Bescheides nur der Aufhänger. Ich musste also zur Kenntnis nehmen, dass dem eine Gesamtstrategie zugrunde lag, wo Teile der steirischen Medienlandschaft mitgejodelt haben.

Es gab ja in letzter Zeit eine regelrechte Hetzjagd auf Sie - wer steckt da dahinter?
Es gab sicher Grenzüberschreitungen, es wurde mit Teilwahrheiten agiert, es war einfach nicht verhältnismäßig. Wer dahintersteckt, spielt in Wahrheit keine Rolle. Faktum ist, dass man einen Fehler nicht verzeihen wollte und will.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer meinte bei der Präsentation Ihrer Nachfolgerin, es gebe keine Sippenhaftung. Was meint er damit?
Ich glaube, dass viele Menschen in den letzten Tagen gespürt haben, dass da mit unterschiedlichem Maß gemessen wird und da wohl eine Strategie dahintersteckt. Aber ich will den Herrn Landeshauptmann nicht interpretieren. Es war aber offenkundig, dass eine Kampagne gegen mich losgetreten wurde, als ich in einer Regierungssitzung ein gewisses Verhalten angekündigt habe.

Wie geht es Ihnen nach dem Rücktritt persönlich?
Persönlich bin ich mit mir im Reinen, auch weil ich vor 17 Jahren meine Arbeit mit bestem Wissen und Gewissen geschrieben habe. Ich wollte nicht tricksen, so wurde ich nicht erzogen, und wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann stehe ich dafür ein. Jetzt fühle ich mich befreit, weil ich auch von der Regierungsarbeit entbunden bin.

Wie sieht Ihre weitere berufliche Zukunft aus?
Ich habe die finale Entscheidung ja erst am Montagabend getroffen und jetzt erst einmal vor, mir eine gewisse Auszeit zu nehmen. Dann werde ich mir Gedanken über meine künftigen beruflichen Aktivitäten machen und bin sehr zuversichtlich, dass mir da etwas einfallen wird.

Wen wünschen Sie sich als Nachfolger(in) im Kulturressort?
Das muss jetzt meine Gesinnungsgemeinschaft entscheiden, da gebe ich keine Ratschläge mehr.

Verbittert?
In keinster Weise, ich habe ja elf wunderbare Jahre in der steirischen Landesregierung gestalten können, riesige Erfolge zustande gebracht. Ich habe über 1300 Betriebe besuchen können, und auch das Feedback, das ich von vielen Bürgern erhalten habe, hat mich bestärkt. Auch von Künstlern habe ich viele Rückmeldungen erhalten. Das freut mich.

Gerhard Felbinger und Gerald Schwaiger, Kronen Zeitung

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