Privileg wackelt

“Historische” steirische Winzer müssen zittern

Steiermark
29.04.2017 15:03

Es ist nur ein kleiner Schritt für den Winzer, aber ein großer für die Bürokratie: Knapp 40 steirische Betriebe besitzen - historisch gewachsen - insgesamt etwa 36 Hektar Weinflächen unmittelbar hinter der Grenze in Slowenien. Bisher hatten sie das Recht, diese Trauben als steirische zu vermarkten - das wackelt nun. "Es geht um Existenzen", meinen sie.

Wir waren die ersten Botschafter eines vereinten Europas!" Es ist eine pathetische Sichtweise von Johannes Markowitsch aus Bad Radkersburg, doch sie verdeutlicht, wie sehr ihm die Sache am Herzen liegt. Er ist Obmann des "Weinbauvereins steirischer Doppelbesitzer". Dahinter stehen etwa 40 weiß-grüne Betriebe, deren Weingärten einst durch die Grenzziehung zwischen der Steiermark und Slowenien (früher Jugoslawien) getrennt wurden.

Doch die Bauern mussten selbst in Zeiten des jugoslawischen Kommunismus ihren Besitz nicht abtreten - dasselbe galt auch vice versa. Geregelt war dies im sogenannten Gleichenberger Abkommen 1953. Die Landwirte durften die geernteten Trauben zollfrei einführen und sie zu steirischem Qualitätswein verarbeiten.

Ernte 2017 könnte eine Ära beenden
Das klappte laut Markowitsch jahrzehntelang klaglos, doch nun muss man um das einst gewährte Privileg zittern. "Beim EU-Beitritt 1995 hat man auf uns vergessen", meint der Obmann. Seit Jahren verhandelt man nun schon mit der Politik und den zuständigen Weinkomitees, um die einst gewährten Rechte zu behalten, wies grundbürgerlich den historischen Besitz nach. Eine Übergangsfrist wurde bereits erstreckt, doch mit der Ernte 2017 könnte die Ära tatsächlich enden.

Die Produkte der betroffenen Betriebe wären dann als nicht-steirischer Landwein klassifiziert. Die wahrscheinlichen Folgen: niedrigere Verkaufspreise, keine Teilnahme mehr an Verkostungen, wegfallende Kunden im Handel und in der Gastronomie. Das könnte die Existenz gefährden, meinen Markowitsch und seine Mitstreiter, die auf ihr historisches Recht pochen: "Wir werden in einen Topf geworfen mit jenen Weinbauern, die sich jetzt in Slowenien Flächen kaufen."

Hoffnungen auf eine Lösung setzt man in erster Linie in die Politik, etwa in VP-Agarlandesrat Johann Seitinger. Gespräche sind längst im Laufen.

Jakob Traby, Kronen Zeitung

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