Vom Krieg verwüstet

“Vier Pfoten” helfen kranken Zootieren in Mossul

Tierecke
23.02.2017 08:25

Das Nothilfe-Team der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" versorgte im Montazah Al-Morour Zoo im Ostteil der irakischen Stadt Mossul die letzten verbliebenen Tiere, einen Bären und einen Löwen, mit Nahrung und der dringend notwendigen medizinischen Betreuung. In den letzten drei Monaten war der Zoo vom bewaffneten Konflikt zwischen den Kämpfern der Terrormiliz des Islamischen Staates und den irakischen Regierungstruppen arg betroffen. Er wurde fast zur Gänze zerstört; ein Großteil der Tiere, darunter eine Löwin, Affen und Hasen, wurde getötet oder verhungerte.

Dienstag Früh kam das "Vier Pfoten"-Team unter der Leitung von Tierarzt Dr. Amir Khalil in die vom Krieg verwüstete Stadt. Der Zoo und seine beiden verbliebenen Tiere waren in katastrophalem Zustand. Sie sind stark abgemagert und leiden durch die Mangelernährung und die fehlende medizinische Versorgung an zahlreichen Krankheiten. Der Bär hat eine Lungenentzündung, der Löwe starke Gelenksprobleme. Beide Tiere haben zudem extrem schlechte Zähne. Die Käfige waren mit Schutt und Trümmern vermüllt.

"Tiere in einem schrecklichen Zustand"
Das "Vier Pfoten"-Team versorgte zunächst gemeinsam mit lokalen freiwilligen Helfern die Tiere mit Nahrung und Erster Hilfe. Danach reinigten sie, erstmals nach drei Monaten, die Käfige. Einer der Freiwilligen vor Ort, Al Al Hakam Anas Zarari, berichtet: "Die Tiere waren in einem schrecklichen Zustand und brauchten die medizinische Versorgung schon sehr dringend. Ich hatte schon die Hoffnung verloren, dass Hilfe rechtzeitig eintreffen würde. Denn unter den gegebenen Umständen ist es unwahrscheinlich, dass sich jemand tatsächlich vor Ort wagt."

Dr. Khalil erklärt dazu: "Wir sind die erste Tierschutz-Organisation, die eine Genehmigung für einen Hilfseinsatz in Mossul erhielt. Wir sind sehr froh, dass wir den Bären und den Löwen nun versorgen konnten." Die fast 40 Tiere des Zoos mussten in den letzten Wochen ein schlimmes Schicksal erleiden: Die Mutter des Löwen ist erst vor kurzem gestorben, sie wurde gleich neben seinem Käfig begraben. Eine Bombe tötete nicht nur zahlreiche Tiere, sondern brach auch viele Käfige auf. In Folge flüchteten tropische Vögel, Affen und Hasen. Einige Tiere, darunter auch drei Bärenjunge, wurden von Raubtieren gefressen oder verhungerten.

Helfer begleitet von Raketenfeuer
Auch wenn sich die Kriegsfront mittlerweile verlagert hat, bleibt es in Mossul nach wie vor extrem gefährlich. Dr. Khalil: "Während unseres Vet-Checks hörten wir ständig Raketenfeuer aus entlegeneren Gebieten der Stadt. Die Tiere konnten zwar von uns mit Nahrung und auch medizinisch versorgt werden, aber aus Sicherheitsgründen mussten wir das Gelände vor Einbruch der Dunkelheit verlassen. Das Risiko ist schlicht zu groß. Wir haben auch Flugblätter gefunden, die vor Terrorangriffen warnen."

Erstversorgung für vier Wochen
Durch die Nothilfe der "Vier Pfoten" werden der Bär und der Löwe für die nächsten vier Wochen mit Nahrung und Medikamenten versorgt sein;  die regelmäßige Verteilung werden lokale freiwillige Helfer übernehmen. "Der gesundheitliche Zustand der Tiere ist zwar alles andere als gut, aber sie sollten nun die nächsten Wochen überstehen. Und wir hoffen, dass sie sich auch langfristig erholen", so Dr. Khalil abschließend.

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