Steuert auf Miami zu

Bürgermeister: “‘Irma’ ist wie Nuklearkatastrophe”

Ausland
08.09.2017 13:54

Hurrikan "Irma" hat eine Schneise der Zerstörung durch die Karibik geschlagen und mehrere Menschen in den Tod gerissen - jetzt steuert der Monstersturm auf Miami Beach zu. Dort traf man, soweit möglich, alle Vorbereitungen, doch Bürgermeister Philip Levine meinte gegenüber "Fox News": "Verlassen Sie Miami Beach!" Bis zu eine Million Menschen erhielten in den Küstengebieten Floridas und des Nachbarstaates Georgia die Anordnung, ihre Häuser zu verlassen. Es ist die größte Massenevakuierung seit mehr als einem Jahrzehnt. Am Samstag soll der Hurrikan dann auf die US-Küste treffen.

Auf den Amerikanischen Jungferninseln kamen infolge des Tropensturms vier Menschen ums Leben. Der Wirbelsturm der höchsten Kategorie fünf hinterließ auf seinem Weg zerstörte Häuser, überflutete Straßen und entwurzelte Bäume. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen könnten in den kommenden Tagen bis zu 37 Millionen Menschen von den Auswirkungen des Sturms betroffen sein.

Sorge lösten am Donnerstagabend Berichte aus, wonach "Irma" am Samstag die Millionenmetropole Miami voll erfassen werde. Bürgermeister Levine betonte, man tue zwar alles Menschenmögliche, aber: "Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen werde: Verlassen Sie Miami Beach!"

Auch das Feriendomizil "Mar-a-Lago" von Präsident Donald Trump könnte von "Irma" heimgesucht werden. Zwei Atomkraftwerke in Florida wurden vorsichtshalber abgeschaltet.

Gouverneur: "'Irma' könnte so schlimm werden wie 'Andrew'"
Den USA droht damit innerhalb von zwei Wochen nach "Harvey" der zweite verheerende Hurrikan. Floridas Gouverneur Rick Scott zufolge könnte "Irma" schwerere Schäden anrichten als der Wirbelsturm "Andrew" 1992 - bis heute eine der teuersten Naturkatastrophen in der Geschichte der USA.

Das Hurrikan-Zentrum in Miami gab am Freitag offizielle Hurrikan-Warnungen aus, die Gebiete in Florida sowie in Haiti, auf den Bahamas, Kuba und dem britischen Überseegebiet der Turks-und Caicosinseln umfassen. Zu den Gebieten, für die nun die Hurrikan-Warnung in Kraft ist, gehörten in Florida unter anderem die Inselkette Florida Keys sowie Lake Okeechobee nordwestlich von Fort Lauderdale und die Florida Bay zwischen dem südlichen Ende des Festlands und den Florida Keys.

Zahl der Todesopfer noch unklar
Wie viele Menschen durch "Irma" bereits ums Leben kamen, bleibt unklar. Am Freitag war von mindestens 17 Toten auf den Karibikinseln die Rede, zahlreiche Menschen werden noch vermisst. Der schlechte Zugang zum Katastrophengebiet machte eine genaue Erfassung der Opferzahlen schwierig.

Karibikinseln wurden zu "Trümmerhaufen"
Die ersten Schadensbilanzen auf den betroffenen Inseln waren verheerend. Die Insel Saint-Martin sei zu "zu 95 Prozent zerstört", sagte der Präsident des französischen Teils, Daniel Gibbs. Die Insel Barbuda sei zu 95 Prozent zerstört und "kaum mehr bewohnbar", so der Premierminister des Zwei-Insel-Staats Antigua und Barbuda, Gaston Browne. Er bezeichnete die Insel als "Trümmerhaufen".

Sint Maarten ist nach den Worten des niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte wegen starker Schäden am Flughafen und am Hafen von der Außenwelt abgeschnitten. Dennoch bereitet die niederländische Luftwaffe eine Luftbrücke für Hilfsgüter vor, ebenso wie die französische Regierung. Großbritannien schickte zwei Kriegsschiffe in die Region, um den Opfern zu helfen.

Weniger Schäden auf Haiti als befürchtet
Auf Haiti und in der Dominikanischen Republik verursachte "Irma" nach ersten Einschätzungen von Hilfsorganisationen weniger Schäden als befürchtet. "Hätte 'Irma' einen südlicheren Weg eingeschlagen, wäre es zur Katastrophe gekommen", sagte Martin van de Locht, Leiter der Internationalen Programme von World Vision, laut Mitteilung vom Freitag.

Auch bei Caritas International gab man sich vorerst erleichtert. In der Dominikanischen Republik gebe es nach ersten Berichten keine Toten, sagte ein Sprecher. Etwa 200 Häuser seien vollständig zerstört. Eine komplette Entwarnung für die Region wollte die Caritas aber noch längst nicht geben: Vor allem der tiefer gelegene Norden Haitis könne noch von Überschwemmungen bedroht sein. Solche Überschwemmungen können laut dem Arbeiter-Samariter-Bund langfristige Folgen für das Land haben. Meerwasser könne Brunnen versalzen, Trümmer auf Feldern der Bauern hinterlassen und Erdrutsche verursachen, sagte eine Sprecherin der Hilfsorganisation.

Nach "Irma" folgen "Jose" und "Katia"
"Irma" war am Mittwoch mit Hurrikan-Stärke 5 über die nördlichen Antillen hinweggefegt. Nach Angaben von Meteorologen zählt er zu den stärksten Stürmen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Atlantik. Mittlerweile wurde "Irma" vom Nationale Hurrikan-Zentrum (NHC) der USA auf die zweithöchste Stufe vier herabgestuft. Der Sturm sei aber weiterhin "extrem gefährlich" und zog mit Windgeschwindigkeiten von 250 Stundenkilometern in Richtung Florida.

Unterdessen verstärkte sich der Hurrikan "Jose" auf Kategorie drei, wie das Nationale Hurrikanzentrum der USA (NHC) mitteilte. Der Wirbelsturm befand sich am späten Donnerstag (Ortszeit) etwa 950 Kilometer östlich der Kleinen Antillen und bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern in Richtung West-Nordwest. Ebenfalls in der Region wütet der Tropensturm "Katia", der derzeit auf Kategorie eins eingestuft ist. Er könnte die Küste des mexikanischen Bundesstaates Veracruz erreichen.

AUA strichen Flüge von und nach Miami
Die Austrian Airlines strichen alle Flüge zwischen Wien und Miami von Freitagnachmittag bis Sonntag. "Wir rechnen schon heute Nachmittag mit sehr hohen Windgeschwindigkeiten", sagte ein Sprecher am Freitag gegenüber der APA. Der nächste Flug nach Miami wird voraussichtlich am kommenden Mittwoch stattfinden. "Wir müssen aber noch abwarten, wie weit der Hurrikan die Infrastruktur in Mitleidenschaft zieht."

Der Flughafen Wien empfiehlt allen Passagieren, "sich vor Reiseantritt bei der Fluglinie oder auf der Homepage des Flughafens über den Status ihres Fluges zu informieren". Laut Thomas Schnöll, Pressesprecher des Außenministeriums, gebe es nach derzeitigem Wissensstand keine österreichischen Opfer durch den Hurrikan "Irma". Anrufe bei der Botschaft stammen meist von besorgten Angehörigen oder Urlaubern mit der Bitte um logistische Unterstützung bei der Heimreise.

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