Terroralarm

Dortmund: Angriff auf Teambus “Rache für Syrien”

Sport
12.04.2017 09:39

Nach dem Sprengstoffanschlag auf den Teambus von Borussia Dortmund berichten deutsche Medien, dass es in dem Bekennerschreiben einen islamistischen Bezug gibt. In dem nahe dem Tatort gefundenen Schreiben wird auf den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt und den Einsatz deutscher Tornado-Kampfflugzeuge in Syrien Bezug genommen.

Das Schriftstück beginnt mit den Worten "Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen" und erwähnt besonders den Lkw-Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt mit insgesamt zwölf Todesopfern und zahlreichen Verletzten. Weiters behauptet der Verfasser, dass deutsche Kampfjets daran beteiligt seien, "Muslime in dem Kalifat des Islamischen Staates zu ermorden", berichtet die "Süddeutsche Zeitung".

Bis die deutschen Tornados abgezogen und die US-amerikanische Luftwaffenbasis Ramstein geschlossen seien, stünden daher ab sofort Sportler und andere Prominente "in Deutschland und anderen Kreuzfahrer-Nationen" auf einer "Todesliste des Islamischen Staates", heißt es in dem Schreiben weiter.

Deutschland fliegt seit Dezember 2015 Aufklärungseinsätze in Syrien. Zudem wurden kurdische Milizen unter Mithilfe von Bundeswehrsoldaten für den Kampf gegen den IS ausgebildet.

"Keine gesicherte Einschätzung"
Das Schriftstück trägt keine Unterschrift. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hat Ermittlungen aufgenommen, Islamwissenschaftler und Forensiker würden das Bekennerschreiben derzeit analysieren. Von einem Terrorakt will man noch nicht sprechen: "Es ist derzeit noch zu früh, um eine gesicherte Einschätzung abzugeben", heißt es in einer Mitteilung. "Die Hintergründe dieses feigen Anschlages müssen jetzt konsequent aufgeklärt werden", twitterte der deutsche Justizminister Heiko Maas.

Merkel: "Widerwärtige Tat"
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich entsetzt über den Anschlag auf den Bus. "Das ist eine widerwärtige Tat", ließ Merkel über ihren Sprecher Steffen Seibert mitteilen. Merkel habe mit BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke telefoniert und ihm, der Polizei und den Fans für ihr besonnenes Verhalten gedankt, sagte Seibert. "Es ist gut zu sehen, dass in einer solchen Situation wahre Fußballfans mitmenschlich reagieren." Der Merkel-Sprecher zeigte sich auch erleichtert, dass beim Anschlag nicht mehr passiert ist.

Auch Fürst Albert II. von Monaco verurteilte den Sprengstoffanschlag auf den Teambus von Borussia Dortmund als "schändlich und grauenvoll". Albert II. sagte dem französischen Radiosender RTL am späten Dienstagabend, der Sport dürfe "nicht von Verrückten als Geisel genommen werden". Das Staatsoberhaupt des Fürstentums am Mittelmeer hatte das Auswärtsspiel des AS Monaco im Dortmunder Stadion verfolgen wollen, nach dem Anschlag reiste er aus Sicherheitsgründen wieder ab.

Linkes Protestschreiben wohl "Nazifake"
Die Ermittler prüften am Mittwoch zudem die Authentizität eines zweiten Bekennerschreibens, das möglicherweise aus der antifaschistischen Szene kommt. Die Betreiber eines linksgerichteten Onlineportals bezweifelten allerdings dessen Echtheit. "Wir halten das Schreiben für einen Nazifake", teilten die Betreiber des Portals Indymedia der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch in Berlin mit. "Weder Inhalt noch Sprache deuten auf einen linken Hintergrund hin, deshalb haben wir es bereits sehr kurz nach der Veröffentlichung gelöscht", hieß es weiter.

Bei dem Sprengstoffanschlag am Dienstagabend wurde der Borussia-Innenverteidiger Marc Bartra schwer verletzt. Er wurde noch in der Nacht operiert und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Ein Polizist erlitt ein Knalltrauma, als die Sprengsätze, die in einer Hecke deponiert waren, explodieren.

Polizei mit Großaufgebot bei Spiel am Mittwochabend
Das abgesagte Viertelfinalhinspiel von Borussia Dortmund gegen den AS Monaco wird am Mittwochabend nachgetragen. Die Polizei kündigte an, mit einem Großaufgebot für Sicherheit sorgen zu wollen. "Wir werden heute natürlich mit starken Kräften hier vor Ort sein im Stadion", sagte Nina Vogt, die Sprecherin der Dortmunder Polizei, im ZDF. "Wir stehen da mit beiden Vereinen und auch mit allen Sicherheitsbehörden in sehr engem Kontakt."

Der Angriff auf den Mannschaftsbus von Dortmund beschäftigte auch die Münchner Polizei. Das Sicherheitskonzept vor dem Bayern-Heimspiel im Champions-League-Viertelfinale gegen Real Madrid wurde deshalb noch einmal geprüft. Zur Bewertung der Lage stünden die Beamten auch in Kontakt mit der Dortmunder Polizei, sagte ein Sprecher am Mittwochvormittag. Er betonte aber gleichzeitig: "Wir haben keinerlei Gefährdungshinweise für München und das Spiel." Trainer Carlo Ancelotti und sein Team, dem auch ÖFB-Star David Alaba angehört, fühlen mit den BVB-Kollegen und Marc Bartra.

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(Bild: KMM)



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