Panzer-Patrouillen

Hat die US-Invasion in Syrien begonnen?

Ausland
08.03.2017 21:14

Ist nun eine Kehrtwende in der Syrien-Politik der USA erfolgt? Am Wochenende tauchten Bilder und Videos von gepanzerten Fahrzeugen der US-Armee in der Nähe der vor wenigen Monaten von der Terrormiliz Islamischer Staat befreiten Stadt Manbidsch auf, die offen Flagge zeigten und in Kolonnen auffuhren. Aus dem Pentagon hieß es, das kleine Rangers-Kontingent solle Kämpfe zwischen rivalisierenden Rebellengruppen verhindern. Bisher beteiligte sich die US-Armee lediglich an Luftangriffen, Ausbildungs- und geheimen Operationen im Bürgerkriegsland.

Dieser offene Aufmarsch ist neu und wäre unter Ex-Präsident Barack Obama undenkbar gewesen. Offenbar hat sich dessen republikanischer Nachfolger Donald Trump von seinen Militärberatern dazu bewegen lassen, eine pragmatischere Position in Syrien einzunehmen. Denn Beobachter vermuten, dass die USA und Russland bereits enger miteinander kooperieren, als der Öffentlichkeit bekannt ist.

Mit Manbidsch wurde im Vorjahr die letzte Route für IS-Kämpfer in die Türkei und retour gekappt. An der Eroberung waren kurdische Peschmerga beteiligt, was der Regierung in Ankara ein Dorn im Auge ist. Präsident Recep Tayyip Erdogan möchte unbedingt verhindern, dass in Syrien ein ähnliches kurdisches Territorium entsteht wie im Nordirak. Aus diesem Grund unterstützen die Türken jene Aufständische, die sich gegen die Kurdenherrschaft stellen.

Syrien und USA wollen türkisches Vordringen verhindern
Die syrische Armee hat sich in dem seit nunmehr sechs Jahren tobenden Krieg immer wieder auf die kurdische Seite geschlagen, wenn es um strategische Geländegewinne gegen den IS ging. Dieser befindet sich auf dem Rückzug und ist laut Rebellenangaben in seiner Hochburg Rakka eingekesselt. Auch die syrische Armee rückt auf Rakka vor. Sie will so das Vordringen der türkischen Armee und der von ihr unterstützten Milizen in Richtung Süden bremsen.

Offensive auf Rakka: Washington entsendet auch Marines
Einem Bericht zufolge hat das US-Militär für den Kampf um die Rückeroberung von Rakka auch Mitglieder des Marinekorps nach Syrien entsandt. Ihr Ziel sei es, einen Außenposten zu errichten, um die Offensive der lokalen Kräfte mit Artilleriefeuer zu unterstützen, berichtete die "Washington Post" am Mittwoch unter Berufung auf Militärkreise.

Experten deuten das nunmehrige Vorgehen der USA als Warnung an die Türkei. Eventuelle Scharmützel mit dem NATO-Partner USA will derzeit niemand riskieren. Auf eine Kooperation zwischen Moskau und Washington und damit indirekt auch mit dem syrischen Staatschef Bashar al-Assad weist laut Beobachtern eine Stellungnahme des US-Verteidigungsministeriums hin, in dem von der Zusammenarbeit mit "Koalitionsmitgliedern und befreundeten Kräften" die Rede ist.

Rätseln über Pentagon-Stellungnahme
Laut dem Türkei-Experten Ömer Özkizilcik, Redakteur bei der türkischen Nachrichtenplattform "Süriye Gündemi" (Syrische Agenda), kann damit nur die russische Armee gemeint sein. Zumal ja im Zuge der Aleppo-Offensive und bei der Befreiung der Oasenstadt Palmyra US-Kampfjets Milizen unterstützt hatten, die mit dem Assad-Regime verbündet sind, wie Özkizilcik am Dienstag gegenüber bild.de erklärte.

Der türkische Journalist Mete Sohtaoglu schrieb auf Twitter, dass es nun in Syrien das erste Mal seit 1945 an der Elbe in Deutschland zu einem Aufeinandertreffen russischer und US-amerikanischer Soldaten an der Front kommen könnte.

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