Hochburg gestürmt

Irak erklärt Sieg über IS im befreiten Mossul

Ausland
09.07.2017 15:24

Der irakische Ministerpräsident Haider al-Abadi hat am Sonntag die vollständige Befreiung der früheren IS-Hochburg Mossul erklärt. Abadi sei "in der befreiten Stadt Mossul eingetroffen und hat den heroischen Kämpfern und dem irakischen Volk zu diesem großen Sieg gratuliert", hieß es in einer Erklärung von Abadis Büro.

Der Kampf um die nordirakische Millionenstadt hatte neun Monate lang gedauert. Mossul war im Sommer 2014 vom Islamischer Staat eingenommen worden, der von dort aus ein islamisches "Kalifat" ausrief. Im vergangenen Oktober begannen Regierungstruppen eine Offensive auf die Stadt. Die internationale Anti-IS-Koalition unterstützte den Angriff aus der Luft.

Mossul und seine Einwohner haben einen hohen Preis bezahlt. Mehr als drei Jahre lebten die Menschen in der früheren Millionenmetropole unter dem Regime der sunnitischen Extremisten, die ihre radikale Lesart des Islams rücksichtslos durchsetzten. Christen und andere Minderheiten wurden in die Flucht getrieben, gefangen, verschleppt oder getötet. Alkohol und Zigaretten waren genauso verboten wie Musik. Frauen durften nur voll verschleiert auf die Straße. Ihre Gegner töteten die IS-Schergen auf grausamste Art und Weise.

Hoher Blutzoll auch unter Zivilisten
Auch die Offensive der irakischen Regierungskräfte, von Kampfflugzeugen der US-geführten internationalen Allianz aus der Luft unterstützt, verlangte von den Zivilisten einen hohen Blutzoll. Bis zuletzt nahmen die Extremisten Unschuldige als Schutzschilde, darunter Kinder und Frauen. Die UNO berichtete mehrfach über Massaker der Dschihadisten an Flüchtlingen. Fast 900.000 Menschen flohen vor der Gewalt, seitdem die Offensive im Oktober begonnen hatte.

Vor allem in den vergangenen Monaten häuften sich Berichte über viele Tote bei Luftangriffen. Ende Mai musste das Pentagon einräumen, dass bei einer Bombardierung rund zwei Monate zuvor mehr als 100 Zivilisten ums Leben gekommen seien. Die Extremisten hätten in einem Gebäude Sprengstoff platziert, erklärte das US-Verteidigungsministerium. Doch Kritiker sahen in der hohen Zahl ziviler Opfer auch eine Folge gelockerte Einsatzregeln der US-Luftwaffe nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump.

Große Teile Mossuls liegen in Schutt und Asche
Große Teile Mossuls wurden bei den Kämpfen in Schutt und Asche gelegt. Besonders der Westen der durch den Fluss Tigris geteilten Stadt ist massiv zerstört. Vom IS gesprengt wurde die Große Moschee, ein Wahrzeichen nicht nur der Stadt, sondern auch ihres Kalifats, das sie nicht der Armee überlassen wollte. Hier hatte sich IS-Chef Abu Bakr Al-Baghdadi 2014 das erste Mal öffentlich gezeigt. Ganze Viertel gleichen Trümmerwüsten, in denen auf absehbare Zeit kaum ein Mensch leben kann. Der Wiederaufbau wird Milliarden kosten und Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte dauern.

Mit ihrer Niederlage in Mossul hat die Terrormiliz einen herben Rückschlag erlebt und ihre letzte große Hochburg im Irak verloren. Militärisch ist sie dort weitestgehend geschlagen. Zugleich wächst der Druck im Nachbarland Syrien, wo ein von Kurden angeführtes Bündnis bis in die nordsyrische IS-Bastion Rakka vorgedrungen ist, die heimliche Hauptstadt des Kalifats.

IS noch nicht endgültig besiegt
Doch endgültig besiegt ist der IS mit dem Verlust Mossuls noch lange nicht, auch nicht im Irak. Noch immer halten die Extremisten kleinere irakische Städte und Orte. Zudem rechnen Beobachter damit, dass die Dschihadisten untertauchen, um zum Beispiel aus den riesigen Wüstengebieten im Westen des Landes heraus in Guerillataktik zuzuschlagen. So überlebten die IS-Vorgänger schon einmal, als sie vor rund zehn Jahren am Ende des irakischen Bürgerkriegs geschlagen schienen. Und schon jetzt zeigen unzählige Selbstmordanschläge vor allem in Bagdad, aber auch anderenorts, welche Gefahr von den Extremisten ausgeht.

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