Slowakei rätselt

Kronzeuge in Politskandal von Eisenbahn überrollt

Ausland
26.03.2017 14:10

Nachdem am Samstag der slowakische Politiker Frantisek Gaulieder von einem Zug überrollt worden war, wird in unserem Nachbarland wild über die Hintergründe des Ablebens des 66-Jährigen spekuliert. Der in den 90er-Jahren als Gegner des umstrittenen damaligen Regierungschefs Vladimir Meciar bekannt gewordene Gaulieder hatte nämlich seit zwei Jahrzehnten immer wieder Morddrohungen erhalten. Er spielte eine zentrale Rolle in Politskandalen, deren Aufarbeitung gerade bevorstehen könnte.

Als Zeuge hatte Gaulieder etwa Meciar und den Inlandsgeheimdienst SIS als mutmaßliche Drahtzieher der spektakulären Entführung des Präsidentensohnes Michal Kovac junior im Jahr 1995 und der Ermordung eines Entführungszeugen belastet. Der Fall galt als Höhepunkt des Machtkampfes zwischen dem damals regierenden Staatspräsidenten Michal Kovac sen. und Regierungschef Meciar. Eine von diesem verfügte Amnestie verhinderte bisher weitere Ermittlungen in diesem Fall. Die umstrittene Amnestie soll aber kommende Woche durch eine Verfassungsänderung aufgehoben werden.

Gaulieder war auch selbst Opfer eines Politskandals. Nach seinem Austritt aus der Meciar-Partei HZDS wurde ihm 1996 gesetzeswidrig sein Parlamentsmandat aberkannt. Dafür wurde die Slowakei später vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verurteilt.

Laut Ex-Geheimdienstmitarbeiter wurde Leiche zu Gleisen getragen
Der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter Peter Toth äußerte am Wochenende auf seiner Internetseite den Verdacht, Gaulieder sei zu den Gleisen getragen worden, da ein Spürhund der Polizei keine Gehspuren des Opfers finden konnte. Der Tod des Politikers sei am Samstag nicht durch die Kollision mit dem Zug verursacht worden, das legten angebliche Polizeierkenntnisse nahe, behauptete Toth. Die Polizei wollte wegen laufender Ermittlungen bisher keine Details veröffentlichen.

Morddrohungen wenige Tage vor Gaulieders Tod
Erst wenige Tage vor seinem Tod habe Gaulieder neuerlich Drohungen erhalten, berichtete Igor Matovic, der im Parlament von Bratislava die Protestbewegung "Gewöhnliche Leute" anführt, gegenüber slowakischen Medien. Gaulieder habe mit ihm eine mögliche Kandidatur bei den Regionalwahlen im November erwogen, erklärte Matovic. Zuletzt habe sich Gaulieder mit dem Aufdecken von Skandalen in seiner Heimatstadt Galanta nahe Bratislava Feinde gemacht.

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