"Krone" vor Ort

Nach schwerem Beben bangt Kos um seine Gäste

Ausland
22.07.2017 16:44

Zerstört! Noch vor Kurzem saß Christian Kitzmüller in dem kleinen idyllischen Café mitten in Kos. Sonne, Meerluft - Ferien-Feeling pur. "Jetzt ist von dem Lokal nichts mehr übrig", berichtet der "OÖ-Krone"-Chef-vom-Dienst aus der Altstadt auf der Insel. Der Schock nach dem Erdbeben sitzt jedenfalls tief: bei Touristen und Einheimischen. Kos bangt um seine Gäste. Kitzmüller: "Die Bevölkerung kämpft um sie und will so schnell wie möglich zum Alltag zurückkehren."

Er fährt seit Jahrzehnten mit dem Taxi durch die Stadt, bringt Touristen zu den schönsten Fleckchen Griechenlands - Gemütlichkeit, Ruhe, Entspannung. Das bedeutete für Yannis (65) alles. Doch das Beben in der Touristenmetropole hat alles verändert: "So etwas hab ich bislang noch nicht erlebt. Die Erde bebte und wollte einfach nicht aufhören."

Heute fährt er wieder mit seinem Taxi, doch nur wenige Leute steigen ein. "Die Altstadt wirkt wie ausgestorben. Die Barmeile ist komplett gesperrt." Sessel sind übereinandergestapelt, Barhocker als Barrikaden drapiert, Zugänge werden mit rot-weißen Bändern gesperrt. Fernseh- und Kamerateams marschieren durch Kos - sonst herrscht Stille.

Babis (41) ist Restaurantbesitzer und völlig fertig nach den Geschehnissen. "Mir steckt der Schreck noch in den Gliedern", sagt er. Jetzt bangt er um seine Existenz, denn es hat "nur die Kleinen erwischt".

"Die großen Hotels sind erdbebensicher", erzählt "Krone"-Reporter Kitzmüller. Stärken bis zur Skala von acht sollen die Gebäude standhalten. Während die Innenstadt teilweise schwer beschädigt wurde, war am Meer kaum etwas zu spüren. "Aber es muss sich niemand fürchten. Kommt zu uns!", sagt Babis.

Während also auf Kos die Aufräumarbeiten auf Hochtouren laufen, zeigt man in den übrigen griechischen Urlaubsdestination - von Athen bis Kreta - Solidarität mit den Landsleuten. Gleichzeitig versuchen die Touristiker zu beruhigen und dafür zu sorgen, dass keine unbegründete Panik oder Angst in den übrigen Urlaubsparadiesen der Hellenen ausbricht.

Nacht im Freien verbracht
Denn in Kos selbst verbrachten einige Urlauber die Nacht nach dem großen Beben unter freiem Himmel - freiwillig. Zu groß war die Sorge vor weiteren Nachbeben. Auch mehrere Einheimische legten sich mit Decken in kleinen Parkanlagen schlafen.

Erste Bilanz nach schwerem Beben
Der Zivilschutz zieht mittlerweile eine erste Bilanz: Zwei Todesopfer gibt es zu beklagen - ein 39-jähriger Türke sowie ein 27-jähriger Schwede kamen durch herabfallende Steine ums Leben. Mehr als 100 Personen erlitten Verletzungen. 87 Gebäude weisen teils schwere Schäden auf, darunter eine Kirche und eine Moschee. Das Archäologische Museum bleibt aufgrund der Mauereinrisse für mehrere Tage geschlossen. Ein dreistöckiges Wohnhaus hielt dem Beben nicht stand - nun muss es komplett abgerissen werden.

Dennoch: Laut Experten endete das Beben glimpflicher als bei einer Stärke von 6,6 zu befürchten gewesen wäre. Das kleine Kos kam mit einem blauen Auge davon. Und hofft, dass die Touristen ihm die Treue halten ...

Christian Kitzmüller, Kronen Zeitung

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