"Das ist für Syrien"

Polizei stoppt Hammer-Angreifer vor Notre-Dame

Ausland
07.06.2017 06:18

Ein Hammerangriff auf Polizisten im Zentrum von Paris hat am Dienstag Hunderte Touristen und Einheimische in Terrorangst versetzt: Ein Mann bedrohte vor der Kathedrale Notre-Dame drei Polizisten und verletzte einen der Beamten, teilte Innenminister Gerard Collomb mit. Die Kollegen des Angegriffenen hätten daraufhin Schüsse abgegeben. Der Attentäter habe gerufen: "Das ist für Syrien!" Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen. Erst am Samstagabend waren in London bei einem Terrorangriff sieben Menschen von Islamisten getötet worden.

Laut offiziellen Angaben der Pariser Behörden schoss einer von drei Polizisten einer Patrouille vor der Kathedrale Notre-Dame auf der von der Seine umschlossenen Ile de la Ciete auf den Angreifer, der einen der drei Beamten mit einem Hammer attackiert hatte.

Der französische Innenminister Gerard Collomb teilte mit, der Angreifer habe geschrien: "Das ist für Syrien!" Der Mann habe sich als "Soldat des Kalifats" der Terrormiliz Islamischer Staat bezeichnet, ergänzte die Nachrichtenagentur AFP.

Der Täter wurde verletzt, mehrere Augenzeugen sagten, sie hätten einen Mann auf dem Vorplatz der Kathedrale am Boden liegen sehen. Der angeschossene Angreifer wurde laut Angaben der Pariser Polizeipräfektur ins Krankenhaus gebracht. Der attackierte Polizist erlitt zum Glück keine schlimmen Verletzungen, hieß es.

Angreifer hatte algerischen Studentenausweis dabei
Wie Innenminister Collomb weiter erklärte, habe der Angreifer einen algerischen Studentenausweis bei sich gehabt, dessen Echtheit noch geprüft werden müsse. Der Nachrichtensender Franceinfo berichtete, der verletzte Mann sei 40 Jahre alt und Doktorand im Fach Journalismus an der Universität von Lothringen in Metz. Eine Studentenunterkunft am Rande von Paris, in der der Verdächtige angeblich eine Wohnung hatte, wurde nach AFP-Informationen am Dienstagabend von schwer bewaffneten Spezialeinsatzkräften durchsucht.

Der Angreifer habe laut Collomb offenbar allein gehandelt. Der Mann habe außer einem Hammer auch mehrere Küchenmesser bei sich gehabt.

Rund 1000 Menschen fanden nach dem Vorfall zunächst in der Kathedrale, die jedes Jahr von etwa 13 Millionen Menschen besucht wird, Zuflucht bzw. wurden im Inneren des Gotteshauses von der Polizei vorläufig festgehalten. "Zuerst sind die Leute hin- und hergelaufen. Dann musste sich jeder setzen. Viele haben gebetet", schilderten zwei Touristen die dramatischen Momentente im Inneren der Kirche.

Urlauberin: "Ich hörte einen Knall, ich dachte, es sei ein Gewitter"
Viele Besucher der Kathedrale und des historischen Stadtviertels wussten zur Tatzeit nicht genau, was passiert. "Ich hörte einen Knall, ich dachte, es sei ein Gewitter", berichtete etwa Joe Ann Paulus aus dem US-Bundesstaat Georgia. Sie war für einen Tag in die französische Hauptstadt gekommen.

"Ich hielt mich am Eingang der Kirche auf. Polizisten riefen: 'Bewegen Sie sich, bewegen Sie sich!'" Die Menschen seien in die Kirche geflüchtet. Es habe aber keine Panik gegeben. "Sie waren wunderbar", bilanzierte die ältere Frau mit Blick auf die Ordnungshüter. Ein anderer Urlauber schrieb auf Twitter: "Eingeschlossen in der Kathedrale Notre-Dame, nachdem Polizei auf einen Mann schoss. Wir sind hier mit unseren zwei angsterfüllten Kindern."

Besucher konnten das Gotteshaus dann nach und nach wieder verlassen. Jeder wurde von der Polizei durchsucht, sagte die Sprecherin der Diözese Paris, Karine Dalle, dem Sender. Familien mit Kindern hatten dabei Vorrang gehabt.

Der bei Touristen beliebte Platz vor Notre-Dame wurde evakuiert, ein Großeinsatz der Polizei war binnen kürzester Zeit im Gange, wie auch auf Aufnahmen von Augenzeugen zu sehen ist.

Gegen 17.30 Uhr hieß es dann, die Situation sei unter Kontrolle.

Terrorserie in Frankreich
Frankreich wird seit rund zweieinhalb Jahren von einer beispiellosen Terrorserie erschüttert, knapp 240 Menschen kamen dabei ums Leben. Sicherheitskräfte wurden mehrfach Ziel von Anschlägen. Erst Mitte April war ein Polizist auf den Pariser Champs-Elysees von einem Gewalttäter erschossen worden. Im Land gilt weiterhin der Ausnahmezustand, der nach den Anschlägen vom 13. November 2015 verhängt worden war.

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