Berlin schlägt Alarm

“Radikalität muslimischer Schüler nimmt stark zu”

Ausland
23.07.2017 12:38

Antisemitismus und Salafismus unter Schülern mit türkischem und arabischem Migrationshintergrund gehören zum Schulalltag in der deutschen Hauptstadt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung von Lehrern an 21 Berliner Schulen. Speziell der Hass auf Juden werde immer häufiger geäußert - aber auch eine spürbare Verachtung gegenüber Deutschen, Homosexuellen und Europa sei festzustellen.

Ein Großteil der befragten Pädagogen wurde schon mit antisemitischen Vorfällen konfrontiert. Auf Schulhöfen sei es gang und gäbe, sich gegenseitig als "Du Jude!" zu beschimpfen.

Religiöser Druck auf Mädchen nimmt zu
Antisemitismus sei laut der Befragung Teil der islamistischen Ideologie, sagte die Direktorin des Berliner Büros der jüdischen Organisation "American Jewish Committee", Deidre Berger, gegenüber "rbb online". Die Organisation gab die Befragung der Lehrer in Auftrag. Vor allem muslimische Mädchen würden von ihren männlichen Klassenkameraden unter Druck gesetzt, wenn sie sich nicht bedeckt kleiden oder mit Burschen in Kontakt treten. Weibliche Lehrkräfte werden grundsätzlich abgelehnt.

Lehrer beklagen Gehirnwäsche in Moscheevereinen
Alarmierend: Einige Schüler würden unter Anleitung "religiöser Autoritäten" von Imamen aus Moscheevereinen Druck auf Mitschüler ausüben. "Wir fragen uns, wie geschickt die Gehirnwäsche ablaufen muss, damit die Schüler so schnell so antiwestlich, so antiamerikanisch sowieso, aber auch antisemitisch werden. Wir müssen da mit aller Kraft dagegensteuern", sagte ein Pädagoge gegenüber "rbb online". Insgesamt kamen die befragten Lehrer zu dem Schluss, dass sich an den Berliner Schulen eine Unterwanderung der Demokratie abspiele.

Demokratie und Rechtsstaat unter muslimischen Schülern verpönt
Die Lehrer berichteten weiters, dass sie wütenden Protest ernteten, wenn sie sich im Unterricht für Demokratie und Rechtsstaat einsetzen. Über Israel und die Juden sprächen viele Lehrer gar nicht mehr, auch nicht über den Terroranschlag auf das World Trade Center vom 11. September 2001. Denn dann werfen ihnen die muslimischen Schüler Verschwörungstheorien entgegen, ein sinnvoller Unterricht sei nicht mehr möglich. "Selbst bei Schülern, die ich für relativ offen und auch schlau halte, hab ich so Äußerungen gehört wie, naja, die Scharia ist eigentlich gar nicht schlimm, weil man wüsste ja vorher, dass einem die Hand abgehackt wird, wenn man klaut, und dann müsste ich ja gar nicht klauen", erzählte ein besorgter Lehrer dem Online-Bildungsmagazin "news4teachers".

"Hier handelt es sich nicht mehr um Einzelfälle"
Die Befragung unter den 27 Lehrern war eine Stichprobe im Rahmen des Berliner Modellprojekts "Demokratie stärken - Aktiv gegen Antisemitismus und Salafismus". Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) ist sich aber sicher, dass es an Berlins Schulen tatsächlich so zugeht, wie die 27 Lehrer es beschreiben. Das Land Berlin habe das Problem schon vor Längerem erkannt und arbeite an Lösungen für die Ausbildung von Pädagogen. Deidre Berger sagte, die Befragung habe vor allem gezeigt, dass es sich "nicht mehr um Einzelfälle" handle. Gleichzeitig warnte sie vor einer anderen, "neuen Stigmatisierung" Jugendlicher und sprach sich für einen intensiveren Dialog in Schulklassen über den Nahostkonflikt, über Israel und die Juden aus. Ein Ergebnis der Dokumentation sei aber auch, dass viele Lehrkräfte diese mitunter unangenehmen Dialoge vermeiden.

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