Mit 360 km/h

Rekord-Hurrikan “Irma” löscht Karibikinseln aus

Ausland
07.09.2017 06:41

Schwerste Verwüstungen hat Rekordsturm "Irma" in der Karibik angerichtet. Mit 360 km/h ist er der stärkste Atlantik-Hurrikan aller Zeiten. Auf den Karibikinseln sind bereits mindestens zehn Todesopfer zu beklagen, unter ihnen ein Baby. 23 Menschen wurden verletzt. Die Insel Barbuda wurde total zerstört. Puerto Rico wurde am Mittwochabend von dem Sturm erfasst, massive Überflutungen waren die Folge. Indes bereitet sich Florida auf den heftigen Wirbelsturm vor - dieser dürfte am Wochenende das US-Festland erreichen.

"Irma" entpuppt sich als noch gefährlicher als Wirbelsturm "Harvey", der Ende August über Texas hinweggezogen war. "Irma" erreicht Windspitzen von bis zu 360 km/h und hat damit Kategorie 5 erreicht - die höchste und gefährlichste Stufe für Wirbelstürme. Auf den Inseln Saint-Barthelemy und Saint-Martin wurden beim Durchzug des Hurrikans mindestens acht Menschen in den Tod gerissen. Im britischen Überseegebiet Anguilla kam ebenfalls ein Mensch ums Leben. Auf Barbuda starb ein Kleinkind - das Unglück geschah, als die Mutter versucht hatte, aus einem beschädigten Gebäude zu fliehen.

"Ganze Insel steht unter Wasser"
Der Wirbelsturm hatte am Mittwoch Barbuda erreicht. Die Insel mit ihren rund 1600 Einwohnern sei "nur noch ein Haufen Schutt", hieß es in Medienberichten. Auf CNN bezifferte Regierungschef Gaston Browne die Schadensbilanz: 95 Prozent des Gesamteigentums der Insel seien zerstört. "Es ist herzzerreißend. Die ganze Insel steht unter Wasser. Im Moment ist Barbuda kaum bewohnbar", sagte Browne.

Die benachbarte Insel Antigua kam recht glimpflich davon, dort wurden nur leichte Schäden registriert. Browne sagte, es werde überlegt, die Bevölkerung zeitweise nach Antigua zu bringen, vor allem da mit Hurrikan "Jose" bereits ein weiterer Wirbelsturm drohe.

Rund eineinhalb Stunden verweilte das Auge des als "potenziell katastrophal" eingestuften Hurrikans über der beim internationalen Jetset beliebten Insel Saint-Barthelemy, dann zog der Sturm zu der zwischen Frankreich und den Niederlanden geteilten Insel Saint-Martin.

"Das ist eine enorme Katastrophe"
Der französische Teil der Karibikinsel Saint-Martin sei ebenfalls zu 95 Prozent zerstört, sagte der Präsident des Gebietsrates, Daniel Gibbs, nach dem Durchzug von "Irma". "Das ist eine enorme Katastrophe", so Gibbs. Er stehe "unter Schock". Mindestens sechs Menschen kamen nach Behördenangaben auf Saint-Martin ums Leben.

Hilfsaktionen aus Europa für Sturmopfer
Frankreich und die Niederlande haben bereits Hilfsaktionen gestartet. Man wolle Trinkwasser und Lebensmittel in die Überseegebiete zu den Betroffenen bringen, hieß es aus Frankreich. Den Flughafen im französischen Teil der Karibikinsel Saint-Martin könne man zunächst mit Hubschraubern und dann mit Flugzeugen erreichen. Er sei nicht zu stark beschädigt, sagte Innenminister Gerard Collomb am Donnerstag - im Gegensatz zum Flughafen im niederländischen Süden der Insel.

Priorität sei es, Stromgeneratoren in das betroffene Gebiet zu transportieren, sagte Collomb. Damit könne man vielleicht auch eine Entsalzungsanlage für die Trinkwasserversorgung wieder in Betrieb nehmen und die Telefonnetze wiederherstellen. Der Minister bezeichnete die Situation als schwierig: "Die Zerstörungen sind massiv." Ein Bewohner der französischen Insel Saint-Barthelemy sprach im Gespräch mit dem Sender BFMTV von einer "Horrorszenerie": "Das ist nicht mehr der gleiche Ort."

Marineschiffe liefern Hilfsgüter
Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte teilte mit, dass am Donnerstagnachmittag zwei Marineschiffe mit Hilfsgütern auf der Insel eintreffen sollen. Außerdem werden von der Karibikinsel Curacao aus Militärflugzeuge mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln starten. Die Infrastruktur sei schwer beschädigt, Häuser seien zerstört, Straßen überflutet. Es gebe weder Strom noch fließendes Wasser und kein Benzin, berichtete der Premier.

Die Niederlande arbeiten bei der Hilfsaktion nach Angaben von Rutte eng mit der französischen Regierung zusammen. Die Karibikinsel gehört je zur Hälfte zu Frankreich und den Niederlanden und hat insgesamt rund 80.000 Einwohner. Die internationalen Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz und World Vision bereiteten sich ebenfalls auf ihre Einsätze in den von "Irma" betroffenen Gebieten vor. "Die Vorhersagen sind sehr beunruhigend", sagte der österreichische Rotkreuz-Generalsekretär Werner Kerschbaum. "Der Bedarf an Nothilfe wächst mit jeder Stunde."

Puerto Rico: 4200 Menschen mussten ihr Zuhause verlassen
Auf Puerto Rico traf "Irma" am Mittwochabend. Menschen mussten aus überfluteten Häusern gerettet werden, 4200 Personen suchten Schutz in Notunterkünften. Fast eine Million Menschen waren ohne Strom, 80.000 ohne Wasser, berichtete die Zeitung "El Nuevo Dia". Obwohl der Sturm nicht direkt über die Insel zog, war Puerto Rico Sturmböen von mehr als 150 Kilometern pro Stunde ausgesetzt. Bäume wurden umgerissen, es gab Schäden durch Überschwemmungen.

Evakuierungen in Florida angelaufen
"Irma" dürfte am Wochenende in Florida auf das US-Festland treffen und dabei noch eine Stärke der zweithöchsten Kategorie 4 haben. In Florida begann man schon am Mittwoch mit Evakuierungen. So wurden alle Touristen aufgefordert, die Urlaubsregion Florida Keys im Süden der Halbinsel zu verlassen.

In Teilen der Millionenstadt Miami gibt es Zwangsevakuierungen. Der Bürgermeister des Bezirks Miami-Dade ordnete an, dass Bewohner von Mobilheimen sowie Anrainer der gefährdeten sogenannten Überschwemmungszone A ihre Häuser verlassen müssen. Unter ihnen sind auch die Bewohner des bei Touristen beliebten Stadtteils Miami Beach. Bewohner außerhalb der Evakuierungsgebiete wurden aufgefordert, ihre Häuser zu schützen und sichere Unterkünfte aufzusuchen.

Der Direktor des US-Hurrikanzentrums NHC, Ed Rappaport, sagte, "Irma" sei ein Sturm, den es nur einmal in einer Generation gebe: "Für uns ist das der ganz Große." Laut NHC hat noch kein Sturm auf dem offenen Atlantik eine solche Stärke erreicht wie "Irma".

"Jose" nimmt Kurs auf Karibik
Unterdessen formierten sich in der Region zwei weitere Hurrikans. Die bisherigen Tropenstürme "Jose" und "Katia" wurden am Mittwoch vom NHC zu Hurrikanen der Kategorie 1 heraufgestuft. "Jose" befand sich rund 1600 Kilometer östlich der zuvor von "Irma" verwüsteten Kleinen Antillen und nahm Kurs auf die Karibik. Bis Freitag könnte er zu einem Hurrikan der Kategorie 3 werden. "Katia" befand sich im Golf von Mexiko und dürfte in den nächsten Tagen ebenfalls an Stärke gewinnen, sich aber nicht in Richtung Festland bewegen.

Trump spendet eine Million Dollar an Hilfsorganisationen
Das US-Repräsentantenhaus gab unterdessen staatliche Hilfen im Volumen von 7,85 Milliarden Dollar (rund 6,6 Milliarden Euro) für die vom Hurrikan "Harvey" betroffenen Katastrophengebiete frei. US-Präsident Donald Trump und seine Frau Melania spendeten eine Million Dollar (840.000 Euro) an insgesamt zwölf Hilfsorganisationen, die sich beim Wiederaufbau nach "Harvey" engagieren.

Die Kosten für den Wiederaufbau nach "Harvey", der weite Teile von Texas unter Wasser gesetzt hatte, werden auf 180 Milliarden Dollar (knapp 130 Milliarden Euro) geschätzt.

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