Megaprojekt in China

Titanic-Untergang miterleben: Opferfamilien wütend

Ausland
12.04.2017 08:14

Wie berichtet, will China als neue Touristenattraktion das Titanic-Unglück für Gäste nachspielen. In einem Freizeitpark entsteht dazu gerade der originalgetreue Nachbau des Unglücksdampfers. Mit 700 Gästen soll es dann regelmäßig gegen einen 6-D-simulierten Eisberg fahren. Das Projekt kostet etwa 1,6 Milliarden Euro. Doch nun regt sich Widerstand der Opferfamilien des Schiffunglücks von 1912. "Mein Vater würde sich im Grab umdrehen, wenn er von diesen Plänen wüsste", sagte ein Angehöriger.

Laut einem Bericht der "Daily Mail" soll der originalgetreue Nachbau 269 Meter lang und 28 Meter breit werden. Er soll wie das Original etwa mit einem Ballsaal, einem Theater, einem Schwimmbad oder Suiten ausgestattet werden. Die Baukosten alleine belaufen sich auf 123 Millionen Euro.

Suiten bkosten bis zu 13.700 Euro pro Nacht
Gäste müssen knapp 370 Euro pro Nacht für eine Kabine zahlen, während die teureren Suiten bis zu rund 13.700 Euro kosten. Gesellschaftstanz, Poolpartys und Unterhaltung im Las-Vegas-Stil auf dem Schiff sollen die Gäste zurück ins Jahr 1912 versetzen. Der Nachbau wird Teil eines Freizeitparks im Kreis Daying, der teilweise von der Regierung der südwestchinesischen Provinz Sichuan finanziert wird. Daying liegt etwa 130 Kilometer von der Provinzhauptstadt Chengdu und 1200 Kilometer vom Meer entfernt. Wenigstens ein bisschen Wasser ist aber in der Nähe: Die neue Titanic wird direkt am Fluss Qijiang gebaut.

Gäste bekommen das Gefühl, zu ertrinken
Beim Aufprall auf den Eisberg (inklusive Untergang) soll die Titanic durch Sound und Lichteffekte entsprechende Effekte übermitteln, ebenso werden die Gäste wohl etwas nass. Die chinesische Star Energy Investment Group, die das Projekt finanziert, spricht sogar davon, dass die Gäste das Gefühl bekommen werden, zu ertrinken. "Die ganze Attraktion soll so authentisch wie möglich sein", sagte ein Vertreter der Investment Group. Die Planungen für das Projekt laufen seit knapp drei Jahren, die Bauarbeiten haben laut der staatlichen Zeitung "China Daily" Ende November 2016 begonnen.

"Erschütternd, mit der Tragödie Geld zu verdienen"
Die Familien der Opfer sind alles anderes als begeistert über dieses Projekt. "Man will mit der Tragödie Geld verdienen, das ist erschütternd", sagte etwa Jean Legg, dessen Vater ein Steward an Bord der Titanic war, gegenüber der "Daily Mail". Und fügte hinzu: "Mein Vater lebte fast 90 Jahre. Er hatte sein ganzes Leben mit den Bildern von damals, als die Menschen um ihr Leben kämpfen, zu kämpfen. Wenn er wüsste, dass die Titanic als Touristenattraktion nachgebaut wird, würde er sich im Grabe umdrehen." Auch Mitglieder der britischen Titanic-Gesellschaft nannten die Attraktion "pietätlos". Die chinesischen Investoren verteidigten hingegen die Pläne und sagten der britischen BBC, "respektvoll" mit der Attraktion umgehen zu wollen.

Die Titanic war bei ihrer Jungfernfahrt am 14. April 1912 nachts nach einer Kollision mit einem Eisberg gesunken, über 1500 Menschen verloren ihr Leben, 712 überlebten das Unglück.

Bau der "Titanic II" vor dem Aus
Während das chinesische Projekt auf Schiene ist, steht ein anderes Titanic-Projekt vor dem Aus. Und zwar handelt es sich um jenes eines australischen Milliardärs, der - ebenfalls in China - eine "Titanic II" bauen lassen wollte. Laut CNN sollen die Arbeiten mehrmals verschoben und letztendlich gestoppt worden sein.

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