Drama in New Jersey

Zugunglück fordert Toten und Dutzende Verletzte

Ausland
30.09.2016 06:35

Ein mit Pendlern besetzter Zug ist Donnerstagfrüh im US-Bundesstaat New Jersey bei voller Fahrt in einem Bahnhof gegen einen Prellbock gerast. Laut den Behörden wurden dabei mindestens ein Mensch getötet und mehr als 100 Personen teils schwer verletzt. Ermittelt wird wegen eines möglichen Versagens des Zugführers, laut Gouverneur Chris Christie kommt aber auch ein technischer Defekt in Betracht.

Der Regionalzug hatte aus noch ungeklärten Gründen bei seiner Einfahrt in den Bahnhof von Hoboken nicht abgebremst und frontal den Prellbock gerammt. Der Betonpuffer wurde durch den Aufprall in die Höhe geschleudert und brachte das Glasdach über den Gleisen zum Einsturz. Es habe einen Knall gegeben, der sich "wie die Explosion einer Bombe" angehört habe, sagte Michael Larson, ein Angestellter der Verkehrsbehörde von New Jersey, dem Sender CNN.

Laut seiner Schilderung sei der Zug nach der Kollision mit dem Prellbock weitergefahren, habe eine Lagerhalle durchquert und sei gegen die Wand zum Wartesaal geprallt, wo er dann stehen blieb. Der vordere Waggon sei zur Hälfte zusammengedrückt worden, das Dach des Zuges sei auf die Sitze herabgestürzt.

Passagiere "herumgeflogen"
Jim Finan, ein Berufspendler, der sich im Zug befand, sagte gegenüber CNN: "Wir haben nie abgebremst." Der Zug sei direkt in den Prellbock hineingefahren. Die Passagiere, die gestanden wären, seien nach dem Aufprall "herumgeflogen". Er habe viele Menschen mit Kopfverletzungen gesehen. Im Zug habe Panik geherrscht, Passagiere hätten versucht, die Fenster zu zerschlagen.

Unglücksursache unklar
Die Sprecherin der Verkehrsbehörde von New Jersey, Jennifer Nelson, teilte mit, mehr als 100 Menschen seien verletzt worden, viele von ihnen schwer. Etwa 250 Menschen hätten sich in dem Zug befunden. Der verletzte Zugführer sei ins Krankenhaus gebracht worden. Er arbeitet laut dem Gouverneur von New Jersey bereits mit der Polizei zusammen.

Ein Großaufgebot von Feuerwehrleuten, Polizisten und anderen Rettungskräften war am Bahnhof im Einsatz. Der Zugverkehr in Hoboken wurde vorläufig eingestellt. Die Stadt liegt direkt gegenüber dem New Yorker Stadtteil Manhattan auf der anderen Seite des Hudson-Flusses.

Zug hatte kein automatisches Bremssystem
Der Zug mit der Nummer 1614, der etwa eine Stunde vor dem Unglück in Spring Valley im Bundesstaat New York nördlich von Hoboken gestartet war, hatte kein automatisches Bremssystem. Die Geschwindigkeitsbegrenzung im Gleisgelände des Bahnhofs liegt bei umgerechnet etwa 16 Kilometern pro Stunde, im Bereich der Bahnsteige etwa bei der Hälfte. Wie schnell der Zug zum Zeitpunkt des Aufpralls fuhr, ist noch unklar.

Nach Zugunfällen mit vier bzw. acht Toten in New York 2013 und Philadelphia 2015 waren die Rufe nach der raschen Einführung des automatischen Bremssystems lauter geworden. Der US-Kongress hatte als Frist zur Einführung das Jahr 2015 vorgegeben, diese dann aber bis 2018 verlängert und auch eine Verlängerung bis 2020 in Aussicht gestellt. "Je länger wir es versäumen, Investitionen in Technologie für Gleis-Sicherheit an erste Stelle zu setzen, desto mehr unschuldige Menschenleben riskieren wir", sagte der Abgeordnete Sean Patrick, Mitglied im Ausschuss für Transport und Infrastruktur.

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