Studie zeigt:

Gaming lindert Phantomschmerzen bei Amputierten

Wissenschaft
05.12.2016 10:24

Menschen mit amputierten Gliedmaßen können mithilfe von Spielen in virtuellen Welten ihre Phantomschmerzen lindern. Die britische Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichte Ergebnisse einer Untersuchung mit 14 Patienten, denen jeweils ein Arm fehlte. Sie sollten am Computer ihren vermeintlich fehlenden Arm benutzen - und berichteten später von einer Linderung des Phantomschmerzes.

"Die Ergebnisse unserer Studie legen nahe, dass es nützlich sein kann, die amputierten Gliedmaßen zu 'trainieren'", erklärte der Hauptautor der Studie, Max Ortiz-Catalan von der Chalmers University im schwedischen Göteborg. Phantomschmerzen entstehen dann, wenn die Nervenenden an der amputierten Stelle weiterhin Schmerzsignale ans Gehirn senden. Dadurch fühlt es sich für den Patienten so an, als seien die amputierten Gliedmaßen noch immer da und schmerzten.

Bisher gibt es kaum effektive Methoden gegen Phantomschmerzen. Eine davon besteht darin, sich vor einen Spiegel zu stellen und zum Beispiel den existierenden Arm zu bewegen. So wird dem Gehirn durch die Reflexion vorgegaukelt, dass sich der amputierte Arm bewegt. Allerdings funktioniert dies nicht bei jedem Menschen und auf beidseitig amputierte Patienten kann die Methode nicht angewendet werden.

Die Untersuchung mit den Videospielen basierte nun auf demselben Prinzip: Den Probanden wurden Elektroden an ihren Armstümpfen befestigt, die die abgegebenen Signale der Muskelaktivität aufzeichneten. Diese wiederum wurden an einen Computer übertragen, auf dessen Bildschirm die Patienten einen Arm wie ihren eigenen fehlenden empfanden. Dann wurden sie etwa aufgefordert, den Arm zu bewegen oder sogar ein virtuelles Auto zu steuern.

Gehirnbereiche reaktiviert
Nach zwölf Sitzungen berichteten die Studienteilnehmer im Durchschnitt von einer 50-prozentigen Linderung bei der Dauer, Frequenz und Intensität ihrer Phantomschmerzen. Zwei Patienten senkten die Dosis ihrer Schmerzmittel. Die Methode erlaube es den Patienten, "Bereiche des Gehirns zu reaktivieren", die vor der Amputation genutzt wurden, erklärte die Universität. Der Untersuchung soll nun eine klinische Studie mit einer Kontrollgruppe folgen.

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