Polit-Studie

Korruption als Stimmenlieferant für Populisten

Wissenschaft
12.04.2017 06:42

Ein korruptes Gesellschaftssystem fördert nicht nur die allgemeine Politikverdrossenheit in Europa, sondern liefert populistischen Parteien auch direkt Stimmen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des schwedischen Politikwissenschaftlers Mattias Agerberg, die im "European Journal of Political Research" veröffentlicht wurde.

Der Forscher der Universität Göteborg sieht einen "engen Zusammenhang" zwischen dem Grad der Korruption und dem Wählerverhalten. Er stützt sein Resultat auf Interviews mit insgesamt 85.000 Personen in 24 europäischen Staaten, die das Institut für Regierungsqualität ("Quality of Government") an der Universität Göteborg bereits vor einiger Zeit in Auftrag gegeben hatte.

Anhand des Beispiels von großen populistischen Bewegungen in Europa wie dem französischen Front National oder der italienischen Fünf-Sterne-Bewegung und der Forza Italia (zur Zeit der Datenerhebung Popolo della Libertá) von Ex-Premier Silvio Berlusconi skizziert Agerberg bestimmte Charakteristika in den Parteistrategien, die offenbar bewusst darauf abzielen, aus derlei Wählerverhalten Nutzen zu ziehen.

"Stellen einfache Alternative dar"
"Populistenparteien sind die aktivsten, wenn es darum geht, Korruption zu politisieren. Es ist Teil ihrer gegen das Establishment gerichteten Rhetorik. Für Wähler, die täglich mit Korruption konfrontiert sind, stellen die Populisten einfach eine Alternative dar, von der man das Gefühl hat, dass dort dieses Problem ernst genommen wird", äußerte sich Agerberg in einem Kommentar zu seiner Arbeit.

Die Qualität des öffentlichen Dienstleistungssektors sei nicht nur Ausschlag gebend dafür, welchen Service die Bürger bekommen, sondern sei auch für die demokratische Legitimierung des Staates maßgeblich. Besonders in Zeiten von Sparpaketen und anderen Einschränkungsmaßnahmen könne ein allgemein spürbares bestechliches System darüber entscheiden, wer als nächstes and die Macht kommt, so die Schlussfolgerung des Autors.

Auch FPÖ und BZÖ untersucht
Zu den vom Autor untersuchten Parteien zählen auch die FPÖ und das BZÖ, ebenso wie die konservativen Parteien PiS (Recht und Gerechtigkeit, Polen), Fidesz (Ungarn) und GERB (Bulgarien) sowie die Linksparteien Syriza (Griechenland), Linke (Deutschland) und Sinn Fein (Irland).

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